ich finde es irgendwie charakteristisch für das Thema, wegen dem wir alle hier sind, dass verhältnismäßig wenig los ist in diesem Forum

Ich war unschlüssig, ob ich hier trotzdem mal einen Versuch starten soll, aber da ich gerade mal wieder eine ziemliche Durchhänger-Phase habe, probier ich es mal.
Ich bin 28, arbeitstätig, simultan aber immer noch Master-Studentin, weil ich zwar meine Master-Arbeit abgegeben habe, aber immer noch eine Projektarbeit aussteht, die zwar angemeldet, aber nach 4 Monaten immer noch nicht fertig gestellt ist. Obwohl sie fast fertig ist. Meine Masterarbeit alleine hat sich über ein Jahr hingezogen, weil es völlig außer Kontrolle geraten ist, und ich mir wirklich psychotherapeutische Hilfe suchen musste, weil der unterdrückte Stress mir eine Gastritis beschert hat (wurde getestet, hatte keine bakteriellen oder chemischen Ursachen von außen zu Grunde liegend, sondern nur unterbewusst selbst gemachter Stress wegen Schuldgefühlen und ständiger innerer Anspannung). Da wir eine Prokrastinationsambulanz in der Stadt haben, habe ich recht "kurzfristig" (nach 2 Monaten) 5 Beratungssitzungen bewilligt bekommen, mit deren Hilfe ich meine Arbeit fertig schreiben konnte.
Meine Prokrastination hat nichts perfektionistisches oder so, ich verdränge einfach Dinge, die mir unangenehm sind. Mehrere negative Erlebnisse zu einem Thema türmen sich in mir zu einem derart hartnäckigen Widerstand auf, dass ich einfach nicht dagegen ankomme. Bzw. ewig brauche, bis ich wieder ein Strategie gefunden habe, die für eine Weile bei mir funktioniert. Dinge, die einmal funktionieren, funktionieren nicht zwangsläufig immer.
Das schleppe ich schon mein ganzes Leben mit mir herum, nur weil ich nicht ganz dumm bin, bin ich damit immer durchgekommen. Bis zur Oberstufe recht problemlos, dann mit immer weiter absinkenden Noten im Abitur und dann Studium, und natürlich wurde ich teilweise auch von meinen Kommilitonen beim Lernen mitgezogen. Fragt mich nicht, wie ich die Bachelorarbeit fertig geschrieben habe, aber das habe ich irgendwie geschafft. Naja, und jetzt gerade hänge ich wieder.
Ich habe Schwierigkeiten, nachzuvollziehen, wie man dauerhaft die innere Stärke aufrecht erhalten kann, wirklich unangenehme Dinge durchzuziehen, ich laufe innerlich dabei immer gegen eine Wand. Mein Belohnungssystem funktioniert anscheinend auch nicht richtig, ich empfinde keine Freude oder Stolz, wenn sowas fertig ist, ich bin denke nur "Gott, endlich ist es vorbei". Ich kenne wohl die Gründe dafür, aber weil die in meiner Erziehung und Entwicklung liegen, kann ich wenig daran machen (außer ne tiefenpsychologische Therapie, gegen die ich aber - Überraschung - inzwischen einen innerlichen Wiederstand entwickelt habe).
Das wäre das gröbste zu meiner Person. Danke, wer auch immer mitgelesen hat!
Liebe Grüße,
Rotschopf