Körperliche Erkrankung als Grund für Prokrastination

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leonardo
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Körperliche Erkrankung als Grund für Prokrastination

Post by leonardo » Tue 26. May 2015, 13:07

Hallo ihr Lieben,
wie wäre es, wenn eine körperliche (nicht psychische ! ) Erkrankung für die Prokrastination verantwortlich wäre. Na ja, vielleicht nicht für alle Fälle, aber doch für viele. Wie fühlt sich dieser Gedanke an? Entlastend? Wie jahrelang gegen Windmühlen gekämpft zu haben?

Nehmen wir z.B. mal eine Schilddrüsenunterfunktion. Kann zu mangelndem Antrieb bis zur Depression sowie zu heftigem Übergewicht führen und wird oft von Ärzten nicht erkannt, da
a) Bluttests auf Schilddrüsenhormone gehören nicht zu den Standardtests und
b) Referenzwerte tw. sehr fragwürdig sind, d.h. die Chance, dass eigentlich deutlich zu niedrige Werte als normal eingestuft werden ins groß.

Bevor ihr jetzt alle zur Blutabnahme rennt: Wie wäre es, wenn eure Prokrastination eine körperliche Ursache hat? Bitte einen Moment ehrlich überlegen (und anschließend posten) und erst dann weiter lesen.














Die Krankheit die ich meine nennt sich Nebennierenschwäche (NNS). Zu ihren Symptomen gehört Müdigkeit, Antriebslosigkeit bis hin zur Depressivität. Die Ursache der NNS ist in den meisten Fällen langandauernder Stress. Und welcher Prokrastinator hat keinen Stress?

Ich versuche mal kurz in eigenen Worten zu erklären, was NNS bedeutet. In den NN werden Stresshormone gebildet, insbesondere Cortisol. Unter Stress braucht unser Gehirn und evtl. auch unser Körper (Kämpfen oder Flüchten) mehr Energie und die Anforderung dieser Energie erfolgt durch das Stresshormon Cortisol. Wenn die NN immer mehr Corisol produzieren müssen, kommt es irgendwann zu einer Überlastung der NN mit anschließender NNS. Die Produktion von Cortisol wird gehemmt. Leider brauche wir aber das Cortisol für unseren Antrieb. Wenig Cortisol = Prokrastination?
Es ist übrigens der gleiche Mechanismus, nach dem Diabetes Typ 2 entsteht (NN ist dann hier die Baucspeicheldrüce und statt Cortisol geht es um Insulin).

Wer es genauer wissen will, kann sich hier schlau machen:

http://www.dr-neidert.de/index.php?opti ... icle&id=98
http://www.adrenal-fatigue.de/

Alles nur eine neue Modekrankheit? Was haltet ihr davon? Welche Punkte auf der Liste der Symptome treffen auf euch zu?

Bei mir sind das z.B.:
- chronische Müdigkeit
- Gehirnnnebel
- Depressionen (z.Zt. kein Thema)
- schlechte Wundheilung
- Gewichtsprobleme
- Verdauungsstörungen
- Schwindel bei schnellem Aufstehen
- Zittern unter Druck

Freue mich auf eure Kommentare!

Viele Grüße
Leo

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JavaBohne
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Re: Körperliche Erkrankung als Grund für Prokrastination

Post by JavaBohne » Wed 27. May 2015, 19:26

Hallo Leo,

vielen Dank fuer die beiden Links zu deinem Kommentar, die ich mir beide angesehen habe.

Es ist schon erstaunlich, was der Koerper mit uns anstellt, wenn er nicht richtig funktioniert. Und der Gedanke, dass die Prokrastination "nur" auf eine koerperliche Disfunktion hinauslaufen koennte ist sicherlich nicht nur interessant, sondern wirklich erwuenscht, oder (lach)? Wie schoen waere es, morgens eine Pille einzunehmen und die Prokrastination loest sich in Luft auf. Ich wuerde das sehr begruessen.

Die Liste der Symptome ist sehr interessant, aber bei naeherem Vergleichen sind sie sehr aehnlich bis identisch mit z. B. denen von Vitaminmangel der B und D Gruppen!

Wenn ich die die Symptome auf mich beziehe, treten durchaus die Haelfte bei mir auf. Z. B. leide ich seit langem an "Gehirnnebel" und Konzentrationsmangel. Oft habe ich zudem Kopfschmerzen. Allerdings sollten du und ich bedenken, dass wir mittlerweile auf die 60 zugehen und dass wir somit nicht unbedingt optimal funktionieren. Auch, wenn wir das nicht gerne hoeren wollen (lach). Ich bin davon ueberzeugt, dass wir beide identische Probleme haben, die aber einzig und allein auf unser Alter geschoben werden koennen. Auch die genannten Symptome treten sehr oft bei Menschen unseres Alters auf und muessen nicht zwangslaeufig "nur" auf eine Fehlfunktion der Nebenniere zurueckzufuehren sein.

Aber da du die Nebennierenschwaeche angefuehrt hast, glaube ich, dass du dich diesbezueglich untersuchen lassen hast, oder? Was kam dabei konktret heraus? Und welche Schluesse ziehst du daraus?

Viele Gruesse,
JavaBohne

leonardo
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Re: Körperliche Erkrankung als Grund für Prokrastination

Post by leonardo » Thu 28. May 2015, 07:33

Liebe Bohne,
ich schiebe meine Defizite nur sehr ungerne auf das Alter. Wenn ich mir so einige Politiker anschaue, so scheint geistige Fitness auch noch im hohen Alter möglich. Vieles, was wir heute aufs altern schieben, könnte einfach nur mit der modernen Lebensweise zu tun haben mit viel Stress, falscher Ernährung, wenig Bewegung und einer Medizinwirtschaft, die an Krankheit (insbesondere an chronischen Krankheiten) und nicht an Gesundheit verdient. Genetisch ist der Mensch angeblich für ein Alter von 120-130 Jahren programmiert.

Bei Schilddrüsenunterfunktion reicht es manchmal tatsächlich aus, eine Pille zu schlucken und alles ist wieder in Ordnung. Oft ist es aber auch hier wesentlich komplexer.

Bei der NNS scheint es noch keine Pille zu geben.

Ich habe mich bisher noch nicht testen lassen, weil ich mich noch in der Informationsphase befinde. Lese gerade das Buch "Grundlos erschöpft" von Wilson.

Die Symptome sind tatsächlich sehr unspezifisch. Treten zum Teil auch bei Schilddrüsenunter- oder überfunktion auf oder bei diversen Mineralstoff- oder Vitamindefiziten.

Du schreibst von Gehirnnebel und Konzentrationsschwächen. Bei mir kommen noch Ohrgeräusche dazu. Und das ganze hatte ich auch schon, als ich noch wesentlich jünger war! Das meiste wird mit dem Altern allerdings schlimmer.

Ist es denn normal, dass wir unter solchen Bedingungen 150% Leistung von uns erwarten? Ist es normal, dass wir es als persönliches Versagen empfinden, wenn wir unter diesen Bedingungen nicht optimal funktionieren?

Viele Grüße
Leo

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JavaBohne
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Re: Körperliche Erkrankung als Grund für Prokrastination

Post by JavaBohne » Thu 28. May 2015, 17:40

Hallo Leo,

ich empfinde wie du, wenn es zu meinem Alter kommt. Aber machen wir uns nichts vor, wir sind die naechste Generation, die abtreten wird (lach)! Ende naechsten Monats werde ich 56 Jahre und doch spruehe ich vor Energie, die ich bei den juengeren Generationen vermisse. Auch die Lern- und Lehrbereitschaft ist bei mir wesentlich ausgepraegter als bei den "youngster"! Und doch ist es so, dass wenn ich Wehwehchen habe, sie laenger dauern als noch vor wenigen Jahren. Es zwickt mich heute hier und morgen dort. Es ist einfach so und wir sollten das zumindest nicht aus den Augen verlieren. Dennoch, mein Blutzucker, den ich jeden Monat einmal ueberpruefe ist spitze, mein Blutdruck aehnelt dem eines 20-jaehrigen und meine koerperliche Leistungsfaehigkeit ist immer noch sehr gut. Aber wenn ich nicht staendig in einem Lernprozess bleibe oder mich mit diversen Denkspielen fit halte, habe ich schon manchmal den Eindruck, dass ich fuer Dinge, die vor Jahren noch klar vor Augen standen, ein wenig Zeit zum Ueberlegen brauche. Der Gehirnnebel, den ich erwaehnte (uebrigens habe ich auch diese Ohrgeraeusche, die kein Tinnitus sind) macht mir das Ueberlegen manchmal unangenehm bis schwer! Allerdings leide ich viel zu oft an Kopfschmerzen bzw. Migraene und schiebe diesen Gehirnnebel (ein Gefuehl, als ob der Kopf mit Watte ausgefuellt ist, kommt hinzu) auf den Beginn oder Nachwirkungen der Kopfschmerzen. Ausserdem wurde ich ueber 20 Jahre lang mit zum Teil sehr hohen Kortisondosen behandelt, somit kommt auch eine Form der Langzeitschaeden durch Kortison in Betracht, die ich dennoch bei mir ausschliesse.

Altern und Ernaehrung: Es wird durch mainstream und political correctness viel zu viel Wirbel um die Ernaehrung gemacht! Wenn ich zurueckblicke auf meine aktive sportliche Zeit Ende der 70er, Anfang der 80er, und die sehr gute Ernaehrungsweise der Sportler damals ganz generell, faellt mir heute auf, dass wir damals alles erdenkliche falsch gemacht haben. Jedenfalls, wenn es um die Meinung der Ernaehrungsberater von heute und einigen farblich angehauchten Politikern, die uns den Veggie-Day aufzwingen wollen geht. Alle zehn Jahre erleben wir ein totales Umkippen der Meinungen von angeblichen Experten.

Joggen war super in den 70ern, schlecht in den 80ern, nur mit besonderen Schuhen zu empfehlen in den 00ern und heute werden mir vom Handel $300 Joggingschuhe empfohlen, damit ich gesund joggen kann!?!?! Wirklich? Damals lief ich in Turnschuhen, die mich rund 5 DM bis 10 DM gekostet haben!!!

Vitamie und Mineralstoffe in Tablettenform wurden von jedem Arzt in den letzten 30 Jahren dringend empfohlen, wenn....und dann folgte die Belehrung. Heute ist angeblich nur noch "frisches" Obst und Gemuese die einzige Moeglichkeit der gesunden Vitamin- und Mineralienaufnahme und die Tablette ist boese und schaedllich; und die Industrie, die solche Tabletten herstellt ist nur profitorientiert und abzulehnen! Wirklich? Biogemuese ist angesagt, industriell produziertes ist schlecht. Tests hingegen ergeben, dass die Qualitaet von Bioware nur geringfuegig besser ist, als die von industriellen. Jedoch ist der bessere Geschmack der Bioware unschlagbar. Das stimmt.

Brot und Milch sind die Ernaehrungsklassiker des Menschen seit etlichen Tausend Jahren. Heute steht beides auf dem Pruefstand und soll den Menschen eher schaden als helfen! Wer regelmaessig Milch trinkt, stirbt angeblich fuenf bis zehn Jahre frueher als normal. Wirklich?

Fleisch ist ein Thema, auf das ich nur schwerlich eingehen moechte! Die Vegetarier und wie sie sich heute alle nennen, werden zunehmend millitant und behaupten nur ohne Fleisch geht es! Wirklich? Und was ist mit den Inhalststoffen von Fleisch, die nicht oder nur sehr schwer aus pflanzlichen Produkten aufgenommen werden koennen? Naja, dazu werden oben genannte Praeparate empfohlen, die zuvor vom selben Personenkreis abgelehnt wurden.

Das sind nur einige Beispiele von etlichen, die ich noch anfuehren koennte. In den 90ern, als ich noch fuer ein "medical research institute" in Dortmund gearbeitet habe, arbeitete ich sehr eng mit einer damals namhaften Ernaehrungsberatung aus Bonn zusammen. Aus beruflichen Gruenden "musste" ich an vielen Praesentationen dieser Firma teilnehmen, fuer uns analysieren und fuer die Ansprueche des Instituts anpassen. Von daher ist mir "gute" Ernaehrung ganz bestimmt nicht fremd. Nach vier Jahren einschlaegiger Erfahrung kann ich nur sagen, dass wir Menschen uns vor zehn Jahren am besten ernaehrt haben. Heute jedoch, geht dieser Trend rapide in den Keller, weil alles Althergebrachte abgelehnt und durch falsches Neues ersetzt wird. Das ist meine persoenliche Meinung zum Thema Ernaehung!

Zu deiner Frage, nein Leo, es ist nicht normal, dass wir mit solchen Nebenerscheinungen auch noch annaehernd 100% Leistung erbringen koennen. Aber gefordert sind ja bekanntlich sogar fast 200% Leistung bei nur gefuehlten 80% Entlohnung, oder (lach)?

Viele Gruesse,
JavaBohne

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