Tagebuch des Desperate_One

Beschreibung und Diskussion persönlicher Erfahrungsberichte
The_desperate_one
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Re: Tagebuch des Desperate_One

Post by The_desperate_one » Tue 25. Sep 2018, 10:17

Hallo Leo,

ja, ich würde auch definitv bei mir sagen, dass ich genau die von Dir beschriebenen Ängste genau kenne.

Meine Vorträge (meinen zweiten Vortrag für Freitag habe ich dann in der Konferenzwoche abends noch produziert, mein ziemliches Unter-Strom-Stehen ließ damit bis Freitag kaum nach) liefen nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut - mittelmäßig. Eine frühere Vorbereitung hätte mir gewiss mehr Sicherheit gegeben und mit genug Zeit hätte ich zumindest theoretisch einiges verbessern können. Aber der erste Teil (mehr innere Sicherheit) wäre denke ich sogar wichtiger als mehr Aufwand gewesen. Das ist aber auch eine gewisse Zwickmühle - mehr Aufwand hätte sich vielleicht gar nicht so sehr gelohnt. Wenn ich früher angefangen hätte, hätte ich diesen aber betrieben. Daher ziehe ich als Erkenntnis, dass zwar einerseits rechtzeitige Vorbereitung gut ist, andererseits aber die "Arbeitsmühe" in Momenten besserer Disziplin nicht überhand nehmen darf. Ich vermute, ein Grund des Prokrastinierens bei mir ist die berechtigte Befürchtung meines Geistes, zu viel Energie und Perfektion in manche Arbeitsangelegenheiten zu stecken, die so viel Energie und Perfektion nicht verdienen.

Bezüglich Therapie von Depression und Prokrastination scheint mir das auch so :) Könnte einfach sein dass auf Letzteres die meisten Therapeuten nicht spezialisiert sind.

Viele Grüße,
Jan

The_desperate_one
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Re: Tagebuch des Desperate_One

Post by The_desperate_one » Wed 26. Sep 2018, 13:18

Trotz guter Stimmung und innerem Tatendrang habe ich Mo+Di wieder komplett nichts gearbeitet. Gute Stimmung und innerer Tatendrang sind immer noch recht präsent (wtf?). Heute immerhin ca. 1,5 h Arbeit, aber naja -.-

Update: Ab dem Mittwoch dieses Posts ging es wieder und gipfelte Freitag in viel getaner Arbeit (verbunden mit einem Team Meeting als äußerer Anstoß).
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leonardo
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Re: Tagebuch des Desperate_One

Post by leonardo » Wed 26. Sep 2018, 13:41

Hallo Jan,
was du beschreibst, kann auch ein Grund für das Aufschieben sein. Nach ausgiebigem Aufschieben stelle ich endlich etwas fertig und ich kann mir dann immer sagen, dass das Ergebnis ja gar nichts über meine Fähigkeiten aussagt, weil ich es ja viel besser gekonnt hätte, wenn ich rechtzeitig angefangen hätte. So kann ich mein Selbstvertrauen vor den Folgen einer mittelmäßigen Arbeit beschützen. Weil ich dann eben nicht zu mir sage: Schlechte Arbeit = schlechter Mensch. Verstehst du, was ich meine?

Zwischen den Zeilen lese ich für mich die Frage heraus, ob du im richtigen Job unterwegs bist?
Oder hast du ein grundlegendes Problem mit Begriffen wie "Disziplin" oder "Arbeitsmühe"? Sind diese Begriffe für dich stark negativ besetzt?

Ich behaupte nicht, dass irgendetwas davon auf dich zutrifft, aber ich möchte ein paar Denkanstöße liefern. Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen.

Viele Grüße
Leo

The_desperate_one
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Re: Tagebuch des Desperate_One

Post by The_desperate_one » Wed 26. Sep 2018, 15:30

Hallo Leo,

danke für Deine gedanklichen Anregungen. :)

Ich denke tatsächlich, dass mein Job einfach zu langweilig ist, zuviel relativ stupide Computerarbeit, wenig soziale Interaktion. Aber ich muss ja nur noch ein gutes Jahr durchalten und will das andererseits auch durchziehen. Eine meiner Charaktereigenschaften ist eine gewisse Starrhalsigkeit (oder Unflexibilität), die mich dazu bringt trotz innerer Widerstände doch weiterzumachen. Das kann natürlich manchmal auch eine Ressource sein (Starrhalsigkeit hat Überschneidungen mit Ehrgeiz).

Abseits davon habe ich auch ein grundlegendes Problem mit meiner Disziplin. Diesbezüglich sind wohl tatsächlich Ansätze der kleinen Schritte nicht schlecht. Mir hilft es außerdem oft, wenn ich meinen Selbstfrust hier schreibe. Das reduziert den Druck meiner selbstgeißelnden Gefühle und kann den Weg freimachen zu "befreiterem" Weiterarbeiten. Es wirkt auch tatsächlich als Anreiz, dass ich es mal wieder etwas weiterschaffe.

Eine dritte Linie ist glaube ich auch wichtig: Ein Stück weit Selbstakzeptanz. Ich verbessere mich langsam, muss aber auch meine Schwächen ein Stück weit akzeptieren können. Schwierige Gratwanderung, nicht zu nachsichtig aber auch nicht zu streng mit sich zu sein.

Viele Grüße,
Jan

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