Endlich angekommen :)

Beschreibung und Diskussion persönlicher Erfahrungsberichte
*LittleAngel*
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Re: Endlich angekommen :)

Post by *LittleAngel* » Mon 1. Dec 2014, 02:27

Danke für eure interessanten Ansätze, ich habe aufmerksam gelesen :)

Zum Thema Akzeptanz: Tatsächlich war eines der ersten Schritte gegen zB meine Angststörung das Akzeptieren der Angst, das Akzeptieren meiner selbst als hypersensiblen Menschen, das Akzeptieren meiner Vergangenheit. Das sich krampfhafte Dagegenstellen und Dagegenankämpfen habe ich bei mir, aber auch vielen anderen Betroffenen als erfolglos erlebt. Man verbeißt sich und jeder Misserfolg treibt die Abwärtsspirale weiter voran. Wer zum Thema gern mal weiter lesen möchte, hier mal das Forum wo ich damals unterwegs war (übrigens unter dem selben Pseudonym wie hier, falls einer meine Beiträge von damals lesen möchte) http://www.psychic.de/ Dort werden verschiedene Ängste aufgegriffen und das dazu gehörige Forum dient ebenfalls dem Erfahrungsaustausch und der Selbsthilfe. Übrigens führen Ängste häufig zur Prokra, denn nichts lieber möchte man aufschieben, als die Dinge, die einem Angst machen.

Nun heißt Akzeptanz aber auch nicht, dass man alles einfach tatenlos hinnehmen muss, das einen belastet. Ich akzeptiere die Angst, aber nicht, dass diese mein Leben bestimmt. Denn ich bestimme mein Leben. Das ist der Unterschied. Das bedeutet dass ich nachdem ich sie als ein Teil von mir akzeptiert habe nun lernen muss mit ihr umzugehen, damit sie zwar ein Teil von meinem Leben ist, aber mein Leben nicht mehr bestimmt. Dabei ist eine Angststörung aber auch nicht dasselbe wie eine Phobie, wo sich verhaltenstherapeutische Ansätze bewährt haben, sondern eine Angststörung ist weniger greifbar, weniger spezifisch definierbar. Daher gibt es auch hier (ähnlich der Prokra) keine allgemeingültige Ursache und keine allgemeingültige Methode mit ihr umzugehen. Daher war eine Thera für mich auch unumstößlich, um MEINE Ursachen zu finden und MEINE Möglichkeiten, mein Leben wieder selbst zu bestimmen (wie im Eingangspost zu lesen).

Nichts weiter erwarte ich von meiner Arbeit an der Prokra. Akzeptieren kann ich sie als einen Teil von mir, aber sie bestimmt einfach mein Leben, und das geht mir gegen den Strich. Ebenso das Chaos, ich kann mich als einen chaotischen Menschen akzeptieren, aber es bestimmt mein Leben. Beides sorgt für ernsthafte Probleme, wie das ignorieren der Post und den damit verbundenen Folgen. Und Prokra und Chaos füttern sich auch noch gegenseitig. Einfach nichts dagegen zu tun, bedeutet für mich nicht Akzeptanz, sondern Resignation, und das ist es, was für mich nicht in Frage kommt.

Wie so eine Akzeptanz aussehen kann, merke ich heute ganz deutlich am Beispiel der Angst: Die meiste Zeit bin ich angstfrei, auch wenn ich immer noch jede noch so kleine Regung die mein Körper macht, mitbekomme und registriere. Nur kenne ich heute die Ursachen. Das bedeutet ich registriere es, aber in mir steigt keine Panik mehr auf. Dazu war aber auch erheblich viel Zeit nötig und ein intesives Auseinandersetzen mit meinem Körper und meinen Gedankengängen. Und ganz wichtig auch das Akzeptieren der eigenen Sterblichkeit. Es kann jederzeit in meinem Körper ein Krebs anfangen zu wuchern, nur eine geringe Zellfehlfunktion ist dazu nötig und das Auswuchern beginnt. Ebenso kann das geringste Blutgerinsel zu einem Herzinfarkt, einer Lungenembolie oder einem Schlaganfall führen. Genauso kann ich jederzeit mit meinem mobilen Geschäft im Straßenverkehr umkommen oder ein Meteorit auf die Erde stürzen und alles auslöschen. Warum also machte mir der Gedanke an einen Krebs oder anderen körperlichen Krankheiten mein Leben unlebbar, aber ich kann jederzeit im Auto sitzen und umher fahren? Für mich war da das Gefühl der Kontrolle entscheidend. Wenn ich selbst am Steuer sitze, habe ich das Gefühl der Kontrolle, auch wenn es natürlich nur Pseudokontrolle ist, denn ich muss den totbringenden Unfall ja nicht selbst verursachen. Es gibt mir nur das Gefühl der Kontrolle. In öffentlichen Verkehrsmiteln zu fahren war für mich zu der Zeit auch nicht so einfach, wobei da die Angst vor der Angst am größten war, gar nicht der Gedanke, es könnte ein Unfall passieren. Ich könnte das jetzt unendlich ausweiten, aber dafür bin ich ja jetzt nicht hier.
Wichtig ist, ich habe gelernt mit meiner Angst umzugehen, sie meldet sich gern wieder, wenn ich zB Stress habe, dann sage ich: Ach du schon wieder, lang nicht mehr gesehen. Dann wache ich mal eins zwei Nächte mit Luftnot auf, kann aber im Gegensatz zu früher direkt wieder einschlafen, weil ich nicht mehr gleich an eine Lungenkrankheit denke. Sobald sich der Stresspegel senkt, verschwindet die Angst auch wieder. Dann sage ich: Bis zum nächsten mal. Also sie war da, hat aber mein Leben nicht mehr bestimmt, weil ich trotzdem wieder einschlafen konnte. So ungefähr sieht das dann heute aus. Manchmal bin ich auch heutzutage unter Menschen und wenn ich mal nicht so belastbar bin, meldet sich auch die Angst vor der Angst wieder, es könnte ja sein, dass gerade jetzt meine Angst wieder durch kommt und ich den Menschen dadurch unangenehm zur Last falle. Schon meldet sich Magengrummeln, kalte Schweißhände. Das lasse ich dann 5 Minuten zu, heiße meine Angst willkommen und dann gehe ich einfach ganz normal in ein Gespräch und die Angst verliert an Schubkraft und verschwindet. Wieder war die Angst da, aber ich habe trotzdem mein Leben weiter gelebt und habe selbst bestimmt. Im Zusammenhang mit zwischenmenschlichen Kontakten war dafür natürlich das Kennenlernen, Akzeptieren und Lieben meiner Selbst ausschlaggebend, denn unangenehm aufzufallen war eine meiner Horrorszenarien, bis ich begreifen musste, dass niemand unfehlbar ist und trotzdem so perfekt ist, wie er ist.

Alles sehr ineinander verzweigt, voneinander lebend und abhängig, miteinander agierend und im Zusammenhang auftretend. Daher benötigt es eben schon seine Zeit und ein gewisses Maß an eigenem Willen um sich mit so einer Thematik zu befassen und für sich selbst die beste Lösung zu finden. Und für mich daher auch völlig offensichtlich, warum es nicht DIE EINE Therapieform gibt. Jeder Mensch tickt anders.
Ähnlich sehe ich das mit der Prokra und vllt halte ich an dieser Herangehensweise fest, weil es für mich schon einmal so funktioniert hat und bis heute tut. Also mir missfällt der Gedanke die Prokra zu akzeptieren gar nicht, jetzt muss ich nur noch lernen trotzdem damit zurecht zu kommen, lebensfähig zu sein. Das benötigt wieder Zeit für Selbstreflektion und ausprobieren oder selbstausdenken verschiedener Methoden, bis ich eine für mich funktionierende gefunden habe (wie gesagt, sich in Foren mit Betroffenen auszutauschen ist schon mal eine Methode, die sich für mich bewährt hat und die auch hier jetzt schon Früchte trägt :) )

Wichtig finde ich, dass man etwas tut. Nicht stehen bleiben, manche begreifen gar nicht, wieviel sie aus solchen Situationen für ihr Leben mitnehmen können, das finde ich schade. Man lernt doch sein ganzes Leben durch gute und schlechte Erfahrungen, durch Erfolg und Verlust, bis zu seinem Tod. Diese Tatsache zu akzeptieren, ja manches davon vllt sogar als Geschenk zu betrachten (danke dass ich das lernen durfte, wobei hier jetzt mal traumatisierende Erfahrungen wie Tod eines geliebten oder eben Missbrauch außen vor gelassen sind, dafür ist man nie dankbar und das berechtigterweise, auch wenn man vllt trotzdem was draus gelernt hat oder an Stärke dazu gewonnen hat, dann kann man vllt sagen: danke,dass ich das beste draus machen konnte), das können so viele Menschen nicht und das finde ich traurig. Das ist eine Grundeinstellung, die einem zu einem ganz anderen Lebensgefühl verhilft. Klar geht es einem trotzdem schlecht manchmal, aber man lernt wieder aufzustehen und weiter zu machen. Den Punkt habe ich auch noch nicht ganz, aber ich halte an diesem Gedanken fest, weil er mir Mut macht. Vielleicht ist es einfach naiv das so zu betrachten, aber für mich funktioniert es.

Bitte gerne weiterhin so regen Austausch, ich finde das inspirierend :)

LG und vielen Dank
**Wer einen Engel sucht und nur auf die Flügel schaut, könnte eine Gans nach Hause bringen.**

-Georg Christoph Lichtenberg-

masterarbeit
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Re: Endlich angekommen :)

Post by masterarbeit » Tue 2. Dec 2014, 10:51

Hi Javabohne,
ich machs mal anhand eines plastischen Beispiels:
Wenn der Wert 0 volle Prokrastination und der Wert 100 gar keine Prokrastination bedeuten, würdest du dann jemandem, der von 0 auf 90 gekommen ist, attestieren, es hätte bei ihm alles nichts geholfen, nur weil er noch nicht bei der 100 angekommen ist und weiterhin Hilfsangebote, wie z. B. ein Forum, in Anspruch nimmt?
Bitte sprich nur für dich selber, wenn du beurteilst, wie weit jemand beim Besiegen des Aufschiebens gekommen ist, vor allem wenn du es negativ bewertest (kein Weiterkommen).
Zudem finde ich es sehr wünschenswert, wenn dieses Forum nicht nur von aktuellen Aufschiebern genutzt wird, sondern auch von ehemaligen bzw. welchen, bei denen es sich gebessert hat, die dann quasi als "Alumni" oder wie bei den Anonymen Alkoholikern als Paten zur Seite stehen, ansonsten ist das hier ja ein Schlachtfeld der Einäugigen und Einbeinigen. Von dem her gibt es auch unterschiedliche Beweggründe, dieses Forum zu nutzen; behalt das bitte im Hinterkopf, bevor du mir sagst, dass sich bei mir nichts geändert hat, was das Aufschieben betrifft.
Ich gehe nicht so weit zu sagen, dass ich voll raus aus dem Aufschieben bin, aber es läuft in letzter Zeit ganz gut und meine Motivation in letzter Zeit hier zu schreiben, war, meinen Elan zu teilen, der mir momentan zur Zeit zur Verfügung steht und andere zu unterstützen...

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JavaBohne
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Re: Endlich angekommen :)

Post by JavaBohne » Tue 2. Dec 2014, 13:58

masterarbeit wrote:Hi Javabohne, ....... Bitte sprich nur für dich selber, wenn du beurteilst, wie weit jemand beim Besiegen des Aufschiebens gekommen ist, vor allem wenn du es negativ bewertest (kein Weiterkommen).
Hallo Master,

Das "fuer mich sprechen", habe ich doch am Beginn dieses Threads getan, steht auf Seite 6:
JavaBohne wrote: Meine ganz persoenliche Einstellung und nur fuer mich zutreffende Sichtweise ist diese:
Und hier war es im selben Thread als Antwort direkt an dich gerichtet. Gleichzeitig habe ich deutlich darauf hingewiesen, dass es bei DIR anders sein kann bzw. sogar anders sein wird :
JavaBohne wrote: Mein obiges Statement: "Meine ganz persoenliche Einstellung und nur fuer mich zutreffende Sichtweise ist diese" war meine ganz persoenliche Sichtweise auf MEINE Prokrastination. Bei dir und bei jedem anderen oder jeder anderen kann und wird es anders sein! Genau das macht die Prokrastination unbehandelbar. Ich rede nicht (und habe ich nie) von der normalen Aufschieberei, die vielleicht ein wenig ausser Kontrolle geraten ist. Man muss einfach diese zwei Unterschiede im Hinterkopf behalten.


Ich denke, dass ich sehr wohl aus meiner Sicht und fuer mich spreche, Master. Wenn ich manchmal meine Sichtweise verallgemeiner, dann kann ich entweder eine Quelle angeben auf die ich mich beziehe, was ich sehr oft fuer euch zum Nachlesen tue. Oder es wurde mir etwas innerhalb von Gespraechen in Therapien, etc. mitgeteilt. Dafuer kann ich schlecht Quellenverweise angeben.
masterarbeit wrote: Zudem finde ich es sehr wünschenswert, wenn dieses Forum nicht nur von aktuellen Aufschiebern genutzt wird, sondern auch von ehemaligen bzw. welchen, bei denen es sich gebessert hat, die dann quasi als "Alumni" oder wie bei den Anonymen Alkoholikern als Paten zur Seite stehen, ansonsten ist das hier ja ein Schlachtfeld der Einäugigen und Einbeinigen. Von dem her gibt es auch unterschiedliche Beweggründe, dieses Forum zu nutzen; behalt das bitte im Hinterkopf, bevor du mir sagst, dass sich bei mir nichts geändert hat, was das Aufschieben betrifft.
Dem kann "man" sich nur anschliessen. Und ich habe niemals weder in diesem Forum noch irgendwo anders etwas dagegen gesagt oder geschrieben! Dennoch ist es auch mein Eindruck, dass hier im Forum niemand ohne Probleme ist.
masterarbeit wrote: Ich gehe nicht so weit zu sagen, dass ich voll raus aus dem Aufschieben bin, aber es läuft in letzter Zeit ganz gut und meine Motivation in letzter Zeit hier zu schreiben, war, meinen Elan zu teilen, der mir momentan zur Zeit zur Verfügung steht und andere zu unterstützen...
Ich freue mich sehr, dass du soweit gekommen bist. Und ich bin davon ueberzeugt, dass du bei all deiner Anstrengung, deine Probleme relativ gut im Griff hast.

Viele Gruesse,
JavaBohne

masterarbeit
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Re: Endlich angekommen :)

Post by masterarbeit » Tue 2. Dec 2014, 22:45

Hi Javabohne,
ich meinte nicht die von dir zitierten Stellen, sondern

"Daher kann ich guten Gewissens annehmen, dass alles, was du und ich bisher versucht haben erfolglos war."

"Warum sind wir beide nebst anderer "alter Hasen" immer noch hier, immer noch auf der Suche nach "Erloesung" und immer noch Prokrastinatoren? [...] Die Antwort tut weh, ist aber so simple, wie es nur sein kann: Wir sind noch hier (oder wieder hier), weil bisher nichts geholfen hat!"

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JavaBohne
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Re: Endlich angekommen :)

Post by JavaBohne » Tue 2. Dec 2014, 23:32

Hallo Master,

danke fuer die Klarstellung. Nun kann ich nachvollziehen, was du meinst.

Aber es tut mir leid! Das ist meine persoenliche Meinung und dazu stehe ich! Wenn du anders denkst, stellt das fuer mich kein Problem dar. Jeder Prokrastinator muss letztendlich fuer sich entscheiden, ob er sich fuer krank, geheilt oder irgendwie dazwischen haelt. Ebenso, ob eine Therapie, oder Selbstbehandlung oder was auch immer infrage kommt.

Dennoch akzeptiere ich deine Meinung selbstverstaendlich und werde zumindest in deine Richtung nichts mehr vermuten (lach). Denn ich moechte keinesfalls in irgendeine Art deine Gefuehle verletzen.

Ich wuensche dir noch einen schoenen Abend!

Viele Gruesse,
JavaBohne

*LittleAngel*
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Re: Endlich angekommen :)

Post by *LittleAngel* » Sat 6. Dec 2014, 00:38

Huhu ihr Lieben. Ich verwende diesen Thread jetzt mal Tagebuchmäßig dazu, meine Gefühlswelt weiter aufzudröseln und das aus gegebenen Anlass, der sich prima dazu eignet, auch wenn es hier nicht ums prokrastinieren an sich geht, aber auch damit zusammenhängt.

Ich habe am Montag spontan einen Probearbeitstag in einem Nagelstudio ergattern können, der mir eine Teilzeitstelle einbringen könnte :) Dank Masterarbeit weiß ich nun, dass ich durchaus mehr verdienen darf als ich bisher angenommen habe als Studentin (Danke Masterarbeit). Das wäre natürlich eine Riiieesen Chance für mich von der Tanke weg zu kommen, mehr zu verdienen und das auch noch mit meiner Leidenschaft :D Habe schon geklärt dass ich trotzdem mein eigenes Geschäft behalte und auch meine Kundinnen nicht im Stich lasse. Ist wohl kein Problem für die, was die Örtlichkeit angeht stelle ich für die ohnehin keine Konkurrenz dar.

Trotz aller Vorfreude machen sich bei mir schlechte Gefühle als alles andere breit. Das ist nicht ungewöhnlich für mich, zur Vorfreude gehört bei mir auch immer Angst.

In diesem speziellen Fall wird die Angst auf folgende Dinge gestützt:
Zum einen das Problem, was ich im Arbeitsthread schon mal schrieb: Komme ich souverän und professionell rüber? Bringe ich mein Können auch wirklich gut zu Tage oder macht mir die Nervosität alles kaputt? Der Gedanke macht mich wahnsinnig :roll: Der erste Gedanke den ich nach dem Telefonat hatte, war den Termin direkt wieder abzusagen... Sofort hatte sich dieses schlechten Gefühle breit gemacht, die mich beinahe dazu trieben, zurück zu rufen und zu sagen dass es doch nicht klappt. Mittlerweile bin ich deutlich souveräner als früher bei Vorstellungsgesprächen oder Probearbeitsterminen, aber da ging es immer nur um Aushilfsstellen als Kassiererin und so, also klar will man das auch nicht versauen, aber es macht doch noch einen Unterschied zwischen einem Aushilfsjob und einem Teilzeitjob, wo man auch noch so unheimlich gerne hin will. Gott die Angst ist bereits jetzt schon so groß, dass ich um meinen Schlaf heute Nacht fürchte.

Das nächste ist, und das das baut direkt auf den Gedanken zuvor auf, sehe ich gut genug aus? Das mag dämlich klingen und gut aussehen ist relativ, aber Nageldesign gehört nun mal zum kosmetischen Bereich, wo gutes Aussehen Pflicht ist. Dabei meine ich eher weniger mein natürliches Grundaussehen, wie Haarfarbe, Größe, Gewicht oder sowas. Sondern eher das drumherum. Passt mein Schminkstil, bin ich richtig angezogen, sehe ich gepflegt aus (das A und O in einem kosmetischen Beruf), sehen meine Nägel gut aus, sind meine Zähne weiß genug (ja ich weiß, selbst Schuld, Raucherin eben :roll: ) und eben diese Dinge. Da habe ich null Gefühl, wie das meinige beim Menschen gegenüber ankommt. Beim meinem eigenen Aussehen bin ich sehr streng. Ich hasse mich nicht mehr, wie früher, da hätte ich egal was machen können und wäre nicht zufrieden gewesen. Aber auch heute noch habe ich keinen Plan wie ich beim Gegenüber ankomme und bewerte mich daher immernoch sehr streng, damit mein Gegenüber (zumindest wenn es eben um berufliche Zwecke geht) die best mögliche Meinung von mir hat. Die Menschen in meinem privaten Umfeld sehen mich dauernd leger und keinen juckts, das ist auch gut so, da hemmt mich das auch null, aber sobald es um etwas geht, werde ich überstreng zu mir. Diese Unsicherheit, nicht zu wissen ob es beim Gegenüber so ankommt wie von mir gewünscht, macht mich ebenfalls wahnsinnig und hemmt mich.

Desweiteren merkt man mir diese Nervosität unheimlich an. Ich zittere, schwitze und glänze im Gesicht, ich verschlucke Wörter und hab trockene fetzende Lippen. Alles genau das, was im kosmetischen Bereich eher einen weniger guten Eindruck hinterlässt, all dies (bis auf das zittern und Wörter verschlucken) macht eher einen ungepflegten Eindruck. Das zittern und Wörter verschlucken wirken dann zu dem ungepflegten auch noch unsouverän. Und wenn ich mich dann noch an den Nageltisch setze und vor lauter Nervosität zu langsam oder schusselig werde, dann ist der Tag gelaufen... :roll: Das sind die Gedanken, die mich vor Montag grausen lassen.

Ich hatte so ein Probearbeiten schon mal in einem anderen Studio und da ist genau alles eingetreten was oben steht. Damals wurde ich sogar schon im Team Willkommen geheißen mit Sekt und Umarmung, nur um dann eine Woche später doch ne Absage zu kriegen. Ich sags euch wie es ist, ich saß nach der Absage da und hab geheult wie ein Baby :mrgreen: Und noch heute mache ich mir nen Kopf, was wohl damals schief gelaufen ist, ob und welche von meinen Nervositätsabartigkeiten dazu geführt hat, dass sie mich doch nicht wollten. Naja und auch diese Erfahrung ist nicht grad hilfreich für Montag. :roll:

Ich mache mir genau mit den Sachen die mir am wichtigsten sind den meisten psychischen Stress (ist ja auch irgendwo normal), nur genau deshalb verbock ich das dann :roll: Klar freue ich mich über die Chance wahnsinnig, aber da liegt iwie so ein riesiger düsterer Schleier drüber, der meine Vorfreude dämpft. :(

Und hier kommt dann auch wieder die Prokra ins Spiel. Mich auf solche Termine vorzubereiten wird bis es nicht mehr geht aufgeschoben, weil ich diesen düsteren Schleier der Angst unangenehm finde und ihn weg schieben will solange es geht. Naja und dann gehetzt sich auf so einen Termin vorzubereiten fordert dann meistens seinen Tribut, nämlich chaotisch und halbfertig dort anzukommen, deshalb noch nervöser zu sein und den dann wohl miesesten ersten Eindruck, der möglich ist, zu hinterlassen. Das kenne ich eher sonst von Referaten für die Uni (wie gesagt, sonstige Vorstellungstermine für Mini-Jobs liefen lockerer ab, weil es weniger bedeutungsvoll war), da passiert mir genau dasselbe und zwar jedes Mal.

Mensch und dabei will ich mich doch auf diesen Termin freuen :roll: Es könnte sich mit einem Mal spontan so viel für mich verbessern, aber die Freude bleibt verschleiert....

Gut ich werde morgen den Arbeitsthread dazu nutzen um mich rechtzeitig darauf vorzubereiten, nicht erst wieder von Sonntag auf Montag in der Nacht. Das rettet nicht meine Vorfreude, aber vllt wenigstens meinen ersten Eindruck und ich gehe mit einem besseren Gefühl dort hin.

Wir werden sehen :roll:
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LynnCaiman
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Re: Endlich angekommen :)

Post by LynnCaiman » Sat 6. Dec 2014, 01:05

Liebe LittleAngel

Ich verstehe, dass Du deswegen nervös bist, auch die besonderen Umstände in diesem Beruf. Wäre ich eine Kundin, würde ich vor allem darauf achten, wie Deine Nägel aussehen und wie Du mit den Nagelutensilien umgehst, ob da eine gewisse Gewandtheit und Erfahrung spürbar ist. Außerdem würde ich Fragen stellen und darauf achten, ob Du etwas über Dein Fachgebiet weißt, was wiederum mein Vertrauen stärken würde. Natürlich wäre mir Hygiene wichtig, aber nicht auf eine Weise, als würdest Du Dich vor mir schützen wollen, sondern umgekehrt mich umsorgst und ich das auch spüre als Kundin. Letztlich ginge es darum, dass ich meine Hände in Deine Hände lege, Du also wohlwollend und zugewandt mit mir umgehen solltest. Ich würde vor allem daran denken, wie sich die Kundin fühlt und ihr dies auch vermitteln, dann vergisst Du Dich selbst dabei und verlierst die Nervosität.

Ich kann Dir nicht sagen, ob Du da ankommst, doch verlierst Du nicht, was Du faktisch nicht hast. Es ist eine Chance. Wenn dieses Nagelstudio bei der Beurteilung streng ist, wäre es vielleicht zu hart für Dich, Dich dort anzupassen. Womöglich ist es dann "Führung von oben", dass Du woanders, wo es lockerer zugeht, Deinen Platz findest. Ich würde mich jetzt nicht zu sehr auf diese Chance fixieren, sondern einfach hingehen und Dein Bestes geben, so wie es Dir eben möglich ist. Ich würde nicht zu sehr darüber grübeln, sondern ganz locker schon jetzt Vorbereitungen treffen. Schau, dass Du nicht zu überdreht bist. Schraube den Druck an Dich selbst runter, denn den machst Du Dir wahrlich selbst.
Liebe Grüße
Lynn

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JavaBohne
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Re: Endlich angekommen :)

Post by JavaBohne » Sat 6. Dec 2014, 01:39

Hey Angel,

ich habe mir gerade deinen langen Kommentar durchgelesen und verstehe deine Aengste wirklich sehr.

Worauf es bei Einstellungen in erster Linie ankommt ist das fachliche Koennen. Das hast du wahrscheinlich in einer Bewerbung darlegen koennen, sonst haetten sie dich nicht zu einem Interview eingeladen.

Nun kommt es auf den zweiten wichtigen Faktor bei der Einstellung an, der Persoenlichkeit und den "soft skills". An deiner Persoenlichkeit kannst du nicht viel aendern, sie ist, was sie heute ist. Aber an den "soft skills" kann man etwas tun, ausser es handelt sich um die Empathie.

Wenn ich Interviews habe bereite ich mich wie du auch sehr knapp vor. Aber ich bin eine Stunde vorher vor Ort und verbringe die Zeit im Auto.

Mental bereite ich mich auf Inteviews so vor, dass ich mir sage "du bist ganz ruhig". Das ist ein Satz, den ich allerdings bereits lange Jahre so nutze, und der deswegen seine Wirkung nicht verfehlt.

Kein Personaler denkt negativ, wenn du gleich nachdem du den ersten Satz gesagt hast, bemerkst, dass du sehr nervoes bist, weil dieses Gespraech dir viel bedeutet! Damit sagst du einerseits, dass du nervoes bist, Fehler koennen somit entschuldigt werden. Andererseits stellst du die Wichtigkeit des Gespraechs heraus, was jeden Personalen vor Freude an die Decke springen laesst!

Sollte von dir eine praktische Arbeitsprobe gewuenscht werden, sage noch einmal bevor du anfaengst, dass du nervoes bist. Solltest du praktische Fehler machen, schiebe es auf die Nervositaet.....!

Hast du Fotos deiner Arbeit? Nehme sie mit und lege sie auch wirklich vor. Bist du dir am Ende des Gespraechs unsicher, biete doch einfach einen halben Arbeitstag, ein kostenloses Probearbeiten an, damit die potentielle Chefin sich von deiner tollen Arbeitsleistung live ueberzeugen kann! Auch das kommt an.

Ansonsten druecke ich dir alle vier Daumen!

Viele Gruesse,
JavaBohne

*LittleAngel*
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Re: Endlich angekommen :)

Post by *LittleAngel* » Sat 6. Dec 2014, 01:58

Danke danke danke Lynn und JavaBohne :)

Lynn, du hast ja mal absolut Recht, nichts, rein gar nichts verliere ich bei dem Termin. Es ist ein Zugewinn oder einfach nichts... keine Verluste... Und ein Zugewinn auch nur dann, wenn es mir da überhaupt gefällt.

Diese spontane Chance hat mich grad so panisch werden lassen, dass ich diesen simplen Gedankengang gar nicht mal denken konnte.
Natürlich will ich mir diese Chance nicht vermasseln, aber der Stress ist in der Tat unnötig. So passiert mir das aber ständig.
Ebenso hast du mit deinen Gedanken Recht, dass man sich mehr auf die Kundin konzentrieren sollte, und nicht zu sehr auf sich selbst. Nur wenn ich anfange aus der Sicht der Kundin zu denken, dann denke ich ja automatisch daran, wie ich wohl auf sie wirken muss und das wiederum macht mich dann wieder nervös.

Man hat natürlich auch das Problem, dass wenn man in dem Studio schlecht bei einer Kundin oder dem Betreiber schlecht ankommt, man um seinen Ruf auch fürs eigene Geschäft fürchten muss. Allerdings habe ich dieses Problem natürlich auch, wenn ich selbst eine Neukundin habe, die ja evtl nicht zufrieden mit mir sein könnte, komischerweise hat mich das aber noch nie so nervös gemacht.

JavaBohne, deine Tipps sind Gold wert. Ob es mir hilft mir selbst zu sagen, dass ich ganz ruhig bin, hab ich noch nie getestet, wahrscheinlich stimmt es was du sagtest dass man sich diese Methode erst verinnerlichen muss, bis sie Früchte sicher trägt. Von vorn herein zu sagen dass ich nervös bin könnte aber in der Tat einiges an Hemmungen von mir nehmen, denn warum auch nicht darauf hinweisen, ich strahle es ja ohnehin mit jeder Faser meines Körpers aus und trage es voll nach Außen, also ist da Erhlichkeit vllt die beste Methode. Und aufjeden Fall ein Entgegenkommen anbieten, das darf ich nicht vergessen, es zeigt dass ich mich bemühe.

Ich glaube ich hab ein Problem mit Prüfungssituationen. Also wenn mich prüfende Augen anschauen. Für die Kundin bin ich ja der Profi, auch wenn ich auf die natürlich auch souverän wirken will, was mir ja auch nicht immer gelingt, wenn aber auch noch ein Auch-Profi nebenbei steht und mir zusieht wirds problematisch, vor Allem ist es in unserer Branche so, dass viele Halbwahrheiten kusieren, jeder Nageldesigner anders arbeitet etc. Ich weiß ja nie wie derjenige das sieht, der mich da beobachtet. Alles in Allem ist es wieder das Problem dass ich mich und meine Arbeit nicht verkaufen kann. Ich hab da einfach kein Talent für. Ich bin mir sicher ich kann das lernen, aber bisher hab ich es noch nicht gelernt.

Naja ich werd mal sehen wie ich es morgen empfinde (bzw nachher ^^) nachdem ich ne Nacht drüber geschlafen habe. Ich werd mal meine fertig machen, vllt lenkt mich das noch ein bisschen ab.

Danke ihr Beiden für die aufmunternden Worte, das hilft mir schon mal sehr.

LG und gute Naacht :)
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Re: Endlich angekommen :)

Post by JavaBohne » Sat 6. Dec 2014, 02:12

Hey Angel,

du sagst, dass du dich und deine Arbeit nicht gut verkaufen kannst. Deswegen wuerde ich das am Montag auch gar nicht erst versuchen.

Sondern:
Sei ganz einfach du selbst. So, wie du immer bist!
Sei ganz einfach du selbst. So, wie du immer bist!
Sei ganz einfach du selbst. So, wie du immer bist!
Sei ganz einfach du selbst. So, wie du immer bist!
Nicht zuviel make up und Parfuem, sondern dezent (eher kein Parfuem)
Ordentlich gekleidet sein, aber nicht so, als ob du eine Top-Managerin bist
Sei etwa 10 Minuten in einem grossen Gebaeude zu frueh da. Ist es ein kleiner Shop ohne Etagen, reichen fuenf Minuten
Erzaehle viel von deinen Erfahrungen, was du schon gemacht hast. Noch einmal Fotos sind wichtig.

Naja, das ist fuer ein Nagelstudio alles, was mir im Augenblick einfaellt!

Viele Gruesse,
JavaBohne

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