Verhaltensveränderung/Ersatzhandlungen/Ticks

Beschreibung und Diskussion persönlicher Erfahrungsberichte
*LittleAngel*
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Verhaltensveränderung/Ersatzhandlungen/Ticks

Post by *LittleAngel* » Thu 27. Nov 2014, 05:16

Huhu ihr Lieben :)

Wieder ganz im Sinne der Eigenreflektion, aber auch weil mich da eure Erfahrungen interessieren, wollte ich mal ein Thema eröffnen, dass sich mit den
Auswirkungen der Prokrastination beschäftigt.
Welche Folgen habt ihr an euch festgestellt bzw welche Verhaltensweisen habt ihr über die lange Zeit des Aufschiebens entwickelt?
Das kann was Fundamentales wie eine Depression sein, oder aber Kleinigkeiten, wie kleine Ticks, die ihr im Zuge des Vermeidens entwickelt habt, aber vllt auch Ticks, die euch aufhalten/hemmen etwas zu tun.

Ich starte dann mal los :) Zunächst mit Verhaltensweisen um die Prokra drum herum.

Rauchen/Kaffee/Genussmittel:
Wann immer ich etwas tun soll, egal ob es das Anfertigen einer Arbeit für die Uni ist, oder das Regeln meiner Finanzen, ich geh lieber eine Rauchen und mache mir erstmal nen Kaffee. Grundsätzlich. Ich habe richtig im Kopf, dass es ohne nicht gehen würde. Wie soll ich jetzt bloß an meiner Hausarbeit weiter schreiben, wenn ich mir keinen Kaffee gemacht habe? So denke ich. Und zum Kaffee gehört für mich - leider Gottes - die Zigarette dazu :roll: Ich könnt mich immer noch dafür tottreten, dass ich mir Kaffee mit Zigaretten verdorben habe und nun beides voneinander untrennbar Co-existiert in meinem Leben. Kaffee gehört für mich aber noch zu mehr, ebenso wie die Zigarette. Beides verbinde ich mit Verbundenheit zu Menschen, das Zusammensitzen und Reden, Gruppendazugehörigkeit. Also passiert es nicht selten, dass wenn ich mir einen Kaffee gemacht habe und die Kippe glimmt, ich die Gelegenheit nutze eine Freundin mal wieder anzurufen, bei Whatsapp oder Facebook schreibe oder mit meiner Family zusammen sitze und plaudere. Dieses Vermeidungsverhalten hat sich erst im Laufe der Zeit entwickelt, erst als ich ins entsprechende Alter kam, obwohl die Prokrastination schon deutlich früher startete. Aber was kommt nicht gelegener, als eine unangenehme Sache mit einem Genussmittel und Plauderstunde zu ersetzen? Nun gibt es trotzdem einen Unterschied zwischen Kaffee und Zigarette. Der Kaffee macht mich munter, die Zigarette eher träge. Wenn ich mit einem Kaffee an einer Arbeit sitze, dann komm ich mir richtig professionell vor :mrgreen: (wer kennt nicht die Filme, wo es ein Rätsel zu lösen gilt und die super wichtigen Menschen nächtelang mit Kaffee in der Hand über dem Problem brüten, bis ihnen plötzlich DIESE eine Idee kommt :lol: genauso fühle ich mich dann auch, daher nenne ich diese Kaffees dann Very-Important-Coffee, kurz VIC :mrgreen: nur DIESE eine Idee kommt mir nur selten :D ). Wenn ich hingegen eine rauche, fühle ich mich noch träger als vorher. Selbst wenn mich die Euphorie packt, ruiniert die Zigarette das ganze wieder. Wenn ich mal nicht rauche, schaffe ich mehr, das merke ich in jedem Bereich meines Lebens, sei es beim Aufräumen oder Arbeiten, und das obwohl eine Zigi vllt drei Minuten dauert. Ich kann aber nicht sagen, warum mich das so derbe hemmt. Zigarettenpausen machen mich träge, das ist Fakt. Aber aufhören? Gaaaaaanz weit weg geschoben :mrgreen:

Essen:
Essen ist ein schwieriges Thema für mich. Es gibt nämlich Prokrastination von Essen hervorgerufen und Prokrastination die das Essen aufschiebt. Die meisten meiner Ticks drehen sich ohnehin ums Essen. Das hat sicher mit meiner Brechangst und Erstickungsangst zu tun.
Allgemeine Ticks rund ums Essen: Etwas was ich nicht eindeutig als haltbar diagnostizieren kann, fliegt gnadenlos in den Müll. Dran riechen oder gar probieren - unmöglich für mich. Geschirr nochmal benutzen? Geht nicht, ständig wird ein neues Glas rausgeholt, neue Teller oder Gabeln, weil ich Sachen, auch wenn sie nur eine Stunde stehen, nicht mehr vertraue. Essen vom Vortag? Weg damit. Bei Getränken ist es dasselbe. Ich kaue alles sehr gut durch, schlingen kommt für mich nicht in Frage, selbst wenn ich sehr hungrig bin. Das hat zur Folge, dass essen bei mir sehr lange dauert und viel Zeit beansprucht. Wenn der Magen mal gluckert oder ich mich nur ein bisschen unwohl fühle, esse ich einfach gar nichts. Mich mit Vitaminen etc, also Ausgewogenheit meines Essens auseinander setzen oder gar ne Stunde lang frisch kochen? Niemals! Ich habe dann immer das Gefühl die Beschäftigung mit Essen stielt meine Zeit und das nur um dann 10 Minuten zu essen, und dabei bin ich gar nicht so ''busy'' dass ich mir die Zeit nicht nehmen könnte :mrgreen:
Prokrastination von Essen hervorgerufen: Wichtiges ersetze ich trotz der oben genannten Punkte gerne mal durch essen. Und wenn es nur Kleinigkeiten sind. Wichtige Arbeiten erledigen, neee, lieber schnell ne Kleinigkeit essen, ich bin ja sooo hungrig. Hierbei geht es aber nur um die besonders leckeren Sachen, nicht um Nahrungsaufnahme, hier ersetze ich wieder Unangenehmes durch Genuss.
Prokrastination die das ''Essen müssen'' aufschiebt: Durch die oben genannten Punkte sehr eindeutig: Ich will mich nicht mit Essen auseinander setzen. Egal in welcher Form. Sei es um die Ausgewogenheit meines Essens, oder das damit verbundene ''lange, ausführliche'' Kochen. Es stielt mir meine Zeit und ich habe grundsätzlich die möglichen Folgen von Essen im Kopf: Könnte ja was verdorben sein dass ich nicht merke, schon ein Magendarminfekt in mir schlummern, ich gegen etwas allergisch sein oder nicht vertragen etc. Also aus Essen könnte prinzipiell immer brechen werden. Das verfolgt mich schon Jahre. Und zieht weite Kreise in meinem Leben. Denn ich schiebe dadurch nicht nur das Essen ansich auf, sondern auch damit verbundene Tätigkeiten, wie essen gehen (wo mich einerseits stört, dass ich so lange brauche und mir am Ende immer alle zugucken müssen, andererseits weiß man nie wie Restaurants mit dem Essen umgehen und man sich nicht den Magen verdirbt). Soo oft schon wurde ich eingeladen und ich habe gesagt: ja das machen wir irgendwann mal, habe es aber bis heute nicht gemacht oder kurzfristig abgesagt. Weeeiit weg damit :mrgreen: :roll:

Ausgehen:
Neben den mit Essen verbundenen Ausgehmöglichkeiten verschiebe ich auch sämtliche andere Ausgehevents. Ich habe prinzipiell schon beim Verabreden eine Ausrede parat, entweder sage ich die sofort, wenn ich von vorn herein nicht will oder ich verwende sie um kurzfristig abzusagen. Ich kann nicht sagen, warum ich das tue. Für mich ist es schon fast Gewohnheit geworden, und für meine Mitmenschen ebenfalls, die es trotzdem nie müde werden mich einladen zu wollen :mrgreen: Ich rechne es ihnen hoch an, dass sie mich nicht aufgeben. Früher waren es meine ganzen Unsicherheiten, die mich abhielten raus in die Welt zu gehen, heute empfinde ich es eher als Gewohnheit. Denn früher wenn ich aus gegangen bin, hat mich das Überwindung gekostet und ich war während des ganzen Treffens gehemmt und still, daher bin ich oft einfach nicht gegangen. Wenn ich heutzutage wirklich mal ausgehe, dann bin ich viel lockerer und fühle mich sogar glücklich. Leider kommt es dazu viel zu selten, weil ich mich einfach nicht hoch kriege, ich fühl mich soo träge. Aber auch heute gibt es noch Momente, wo ich andere Menschen nicht ertrage, dann fühle ich mich aber eher von ihnen überfordert, jede Unterhaltung strengt mich dann an. Das passiert aber nur Phasenweise.

Unpünktlichkeit:
Eigentlich sehr eindeutig und das kennen auch sicher einige von euch, Unangenehmes wird so lange aufgeschoben, bis kaum noch Zeit ist, rechtzeitig dafür fertig zu werden. Es betrifft JEDEN Bereich meines Lebens. Ich bin chronisch unpünktlich. Manchmal wird es scherzhaft aufgenommen, solange bis ich es überreizt habe und dann verärgert es die Menschen nur noch. Obwohl ich selbst locker mit Menschen umgehe die unpünktlich sind, verstehe ich auf jeden Fall den Argwohn derer, die mal wieder warten mussten. Manchmal schiebe ich gar nicht auf wenn ich mich auf etwas freue, aber dann macht mir mein Chaotismus einen Strich durch die Rechnung, sodass ich am Ende doch wieder unpünktlich bin oder die Hälfte vergessen habe.

Unzuverlässigkeit:
Prinzipiell das gleiche Spiel wie bei der Unpünktlichkeit. Ich schiebe etwas so lange vor mir her, bis ich es verdrängt oder vergessen habe. Dann kommt die dicke Rechnung (man erinnere sich an meine Postsituation :mrgreen: )

Ausreden im Allgemeinen habe ich ohnehin perfektioniert mittlerweile. Ich mag Lügen nicht und bin sehr ehrlich, aber Ausreden um mich etwas nicht aussetzen zu müssen sind bei mir auch schon fast alltäglich.

Nun zu kleineren Ticks, die ich entwickelt habe:

-Lippe zerbeißen oder Zerreißen, da ich nie genug trinke, ist immer genug zum reißen da (meine Lippen fetzen dann fleißig). Das geht so weit bis ich blute, erst dieser Anblick stoppt mich dann. Oft passiert das dann, wenn ich etwas nicht mehr aufschieben kann und es unmittelbar bevor steht, oder Allgemein bei Dingen, die Nervosität hervorrufen, was die Prokra ständig verursacht.
-Zähne knischen oder Zahnstücke ausbeißen. Das Knirschen habe ich durchaus auch schon bewusst mitbekommen tagsüber, das Beißen hingegen passiert nachts besonders wenn ich viel Stress habe. So kann es schon mal sein dass ich morgens aufwache und mir ein Zahnstück fehlt. Ich hatte deshalb schon eine Beißschiene, aber meine Erstickungsangst macht es mir unmöglich damit einschlafen zu können (übertriebener Würgereflex entwickelt).
-Rücken zerkratzen. Ganz unwillkürlich greife ich immer wieder an meinen Rücken und zerkratze ihn. Auch das in Nervosität verstärkt zu beobachten. Auch das stoppt erst wenns weh tut und blutet.
-durch die Haare fahren. Ich mache auch das unwillkürlich. zB beim Autofahren. Nach jedem Schalten fahre ich mir im Anschluss durchs Haar :lol: Selbst wenn ich drauf achte kann ich es nicht lassen. Auch das verstärkt bei Nervosität.

Ich denke viele der Ticks und Verhaltensweisen habe ich im Laufe der Zeit entwickelt, manche durch Prokra verursacht, manches als Ersatzhandlung angewendet. Manches hat auch andere Ursachen sicherlich. Das meiste ist heute sicher nur noch Gewohnheit und nur schwer abzugewöhnen.

Es wäre aber wirklich mal interessant zu hören welche Vermeidungsverhalten, Ersatzhandlungen, Verhaltensveränderungen oder Ticks ihr beobachten konntet :) Klar inwieweit ihr drüber sprechen möchtet. Sich diese abzugewöhnen und durch etwas sinnvolles zu ersetzen oder einfach sein zu lassen ist sicher eine Herausforderung. Und maches ist ja auch nicht schädlich, nur nervig. Sobald es einen aber einschränkt, sollte man wohl auch daran arbeiten.

LG :)
**Wer einen Engel sucht und nur auf die Flügel schaut, könnte eine Gans nach Hause bringen.**

-Georg Christoph Lichtenberg-

masterarbeit
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Re: Verhaltensveränderung/Ersatzhandlungen/Ticks

Post by masterarbeit » Thu 27. Nov 2014, 07:40

Hallo Angel,

findest du das mit dem Kaffee denn problematisch?
Ich finde, man muss sich nicht alles abgewöhnen, um am Schluss ein perfektioniertes steriles Leben zu fühlen. Klar ist das Kaffeemachen und -trinken ein kurzer Aufschub, aber so lange dauert das doch nicht, oder? Witzig deine Assoziation und Beschreibung mit Filmen; es sind direkt Bilder hochgekommen :P

Wenn dich Rauchen träge macht, ist das natürlich doof. Nikotin hat ja eine entspannende/ beruhigende Wirkung, von dem her kommt das schon hin. Gibts denn immer noch nichts Gesundheitsunschädliches auf dem Markt, was man rauchen kann? Wenn du dir die Kippen eh selber drehst, könntest du dir besonders dünne drehen, um weniger zu rauchen und so weniger Wirkung zu haben.

Ich denke, am einfachsten ist es, sich so was wie Rauchen abzugewöhnen, wenn man mal eine Zeit lang ganz raus aus dem eigenen "Setting" kommt, z. B. mal für ein paar Monate nach Taizé (christl. Gemeinschaft)/Meditationszentrum, auf einen Ökohof/dorf o. Ä., wo man nicht raucht und wenn man dann wiederkommt und hoffentlich durch positive Erfahrungen gestärkt ist, kann man das Aufhören beibehalten.

Hey, deine Körperspleens habe ich auch fast alle!
Vor allem das Lippeabreißen. Da achte ich jetzt drauf, dass sich das reduziert. Meine Lippen sind auch schon ganz trocken dadurch.
Zähneknirschen höchstens unbewusst im Schlaf.
Generell fass ich mir viel ins Gesicht und auch an den Rücken und kratz da rum. Ich hab mal gelesen, dass wenn man sich selber viel anfasst, das man das macht, um sich selbst zu beruhigen.
Durch die Haare fahren auch. Liebend gerne lose Haare rausdröseln.

Klassische Süchte habe ich nicht. Meine Schwachstellen sind Essen und Videos schauen.

Was du von deinem Bezug zu Essen in Zusammenhang mit der Erstickungs-/Brechangst schreibst, hört sich das schon ziemlich zwanghaft/angsthaft an. Ich denke, das ruft nach einer therapeutischen Behandlung, weil es dich ja schon ziemlich einschränkt. Wingwave behandelt übrigens auch solche Ängste, aber es wird leider nicht von der Kasse übernommen (ca. 50 Euro für 60 Min.).

*LittleAngel*
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Re: Verhaltensveränderung/Ersatzhandlungen/Ticks

Post by *LittleAngel* » Thu 27. Nov 2014, 09:19

Huhu

Zuallererst: Nie nie niemals nie werde ich auf Kaffee verzichten :mrgreen: Kaffee ist mein Lebenselexir :D Und nein, das schränkt mich so in dem Sinne nicht ein oder hemmt mich nicht, ich benutze es nur um etwas aufzuschieben. Also in solchen Momenten ist Kaffee mein Werkzeug ;) Und das stört mich schon etwas, aber da ist nicht der Kaffee ansich das Problem, sondern ich :D vor allem wenn mir genau in solchen Momenten einfällt, ich könnte ja ganz im Sinne eines Kaffeekränzchens mal eine liebe Freundin anrufen, was natürlich viiieel wichtiger ist als meine HA fertig zu stellen ;)

Ein steriles Leben werde ich ohnehin nie führen, ich bin ja immer gern optimistisch was das Kämpfen gegen Probleme angeht, aber es gibt Dinge, die ich liebe, gerade weil sie ungeplant und unwillkürlich passieren. Und da ich so ein Chaotenkopf bin, werden mich diese Dinge sicher ewig verfolgen :D Aber das ist ok, in meinem Threat hatte ich ja auch geschrieben, dass ich mich als Person nicht ändern will und manche Dinge einfach zu mir dazu gehören :)

Ja das leidige Thema Rauchen -.- Man sollte meinen, dass gerade ein Angstpatient, der Angst vor Krankheiten hat, das Rauchen meidet. Aber weit gefehlt, selbst während meiner schlimmsten Angstzeit hat mich das nicht abgehalten. Und eine E-Zigarette hatte ich bereits getestet, leider ist das so gar kein Ersatz. Es fühlt sich schon ganz anders an und ist somit überhaupt nicht mit rauchen vergleichbar. Es ist am allermeisten eine dumme Angewohnheit, die aber oberflächlich betrachtet einen gewissen Vorteil hat, nämlich leichter soziale Kontakte zu knüpfen. Raucher finden sich immer und haben schon immer eine gewisse Verbundenheit, vor Allem gestärkt dadurch, dass man mittlerweile immer raus gehen muss zum Rauchen (wofür ich aber durchaus Verständnis habe), man teilt ein gemeinsames Leid. Das macht es so wahnsinnig einfach, in Kontakt zu kommen. Heute ist mir das nicht mehr so wichtig, es ist nur noch eine lästige Angewohnheit (wenn auch eine tief sitzende), ich kann mittlerweile auch so Kontakte knüpfen. Damals mit 17, wo ich angefangen habe, war es mein Tor zur Welt, so schüchtern wie ich war. Und jetzt werd das mal wieder los. Gar nicht so einfach, obwohl es nur noch nervt.

Ja ich hatte mir mal überlegt unter Aufsicht bei meiner Ärztin einfach mal eine Brechtherapie zu machen. Unter Aufsicht ein Brechmittel nehmen und warten bis es kommt. Die Ärztin kann sofort eingreifen, wenn was sein sollte und eine solche Therapie ist durchaus üblich gegen solche Phobien. Aber damit ist es leider nicht getan. Die Phobie kehrt nämlich zurück, je länger das letzte Brechen her ist. Man vergisst wie sich das anfühlte. Die Phobie begann mit 11, als ich fast an meinem Erbrochenen erstickt wäre. Das sitzt so wahnsinnig tief. Desweiteren habe ich aber auch Angst vor Wasser, weil ich auch mal fast ertrunken wäre in einem Schwimmbad, ebenfalls in dem Alter. Generell macht die Angst zu ersticken mich wahnsinnig, auch wenn beim brechen natürlich noch andere Faktoren eine Rolle spielen, wie Übelkeit, Unwohlsein und auch ein wichtiger Faktor: Peinlich berührt sein, wenn es in der Öffentlichkeit oder im Beisein anderer Menschen passiert. Ich kann das nämlich auch nicht kontrollieren, es ist nicht: Oh mir gehts schlecht, vllt sollte ich mal zur Toilette gehen. Wenns kommt, dann kommts, ich merke das vorher gar nicht, es kommt ohne Vorwarnung. Eine solche körperliche Entgleisung vor anderen Menschen, ob sie mich kennen und lieben oder nicht, wäre für mich so demütigend und mir so wahnsinnig peinlich. Ich denke diese Scham besitzen viele, da das Letzte was man bei anderen auslösen will Ekel ist. Wer will bitte in anderen Ekel auslösen? Mich muss echt nicht jeder mögen, aber sich vor mir ekeln? Das fände ich glaub schon hart :D Natürlich bin ich mir völlig im Klaren, dass ich auch nur ein Mensch bin wie jeder andere und niemand davor sicher ist, dass der Körper mal entgleist, aber der Gedanke ist schon unangenehm. Andere denken nur so eben nicht, die gehen gar nicht davon aus, dass das passieren könnte und ihr Leben kreist eben nicht darum, da ist der Unterschied.

Wir haben in meiner Thera oft darüber gesprochen warum es mir die Luft abschnürt (war ja auch Auslöser der Panikattacken) und warum ich gerade vor der Art zu sterben so eine Angst habe. Sicher, es ist qualvoll, aber ist Verbrennen auch und darum kreisen ja auch nicht meine Gedanken, dabei ist vor einem Kabelbrand mitten in der Nacht auch niemand sicher und die Wahrscheinlichkeit bei einem Brand zu ersticken ist viel höher, als lebendig zu verbrennen, sofern man sich nicht direkt ins Feuer stellt, trotzdem denke ich nicht so viel daran. Wasser und brechen, das sind die Dinge, die mich verfolgen, wahrscheinlich wegen der schlechten Erfahrungen. Ihr könnt euch vorstellen, dass alles was damit zu tun hat, gerne von mir aufgeschoben wird. Meine Thera sah natürlich die Zusammenhänge aus der Kindheit, vieles was in dem Alter von 10-12 passierte hat mich geprägt, die Erstickungsvorfälle, der Übergriff, schlechte Erfahrung mit Gewitter. Letzteres habe ich aber besiegt und eine richtige Leidenschaft für entwickelt, aber jahrelang hatte ich auch davor Angst. Nur die Angst vor Gewitter kann man leichter bekämpfen, denn die erlebt man vergleichsweise häufig, sodass man sich ihnen regelmäßig Jahr für Jahr stellen kann. Und da ich ohnehin ein Fan von Naturereignissen bin, kommt man iwann auch an der Schönheit einer Gewitterzelle nicht mehr vorbei. :)

Aber ich rede schon wieder viel zu viel, mal mehr von euch :)

LG
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-Georg Christoph Lichtenberg-

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Re: Verhaltensveränderung/Ersatzhandlungen/Ticks

Post by JavaBohne » Sat 29. Nov 2014, 15:42

Hallo Angel,

Ersatzhandlungen habe ich eigentlich nie entwickelt. Eigenartig? Vielleicht nicht, denn meine Ersatzhandlung ist das Nichtstun! Ich plane etwas und prokrastiniere. Anstatt etwas "Schoenes" als Ersatzhandlung zu tun, setze ich mich vor dem Fernseher hin und tue nichts. Nun koennte man meinen dass das Fernsehen die Ersatzhandlung ist, Aber nein! Egal, was ich mir ansehen, bekomme ich gar nicht mit, denn ich denke staendig an die Aufgabe, die ich noch zu erledigen habe. Somit vergeht oft ein Tag oder eine ganze Woche, in der ich wirklich nichts getan habe.

Zu deinem Lippenbeissen und Rueckenkratzen solltest du mal deine Therapeutin befragen. Da du erst aufhoerst, nachdem du dich blutig gekratzt hast, koennte eine Zwangshandlung dahinterstecken. Stichwort waere z. B.: Skin Picking!

Viele Gruesse,
JavaBohne

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Re: Verhaltensveränderung/Ersatzhandlungen/Ticks

Post by JavaBohne » Sat 29. Nov 2014, 16:10

masterarbeit wrote:Hallo Angel,
Ich denke, am einfachsten ist es, sich so was wie Rauchen abzugewöhnen, wenn man mal eine Zeit lang ganz raus aus dem eigenen "Setting" kommt, z. B. mal für ein paar Monate nach Taizé (christl. Gemeinschaft)/Meditationszentrum, auf einen Ökohof/dorf o. Ä., wo man nicht raucht und wenn man dann wiederkommt und hoffentlich durch positive Erfahrungen gestärkt ist, kann man das Aufhören beibehalten.

Hallo Master,

nun dein Vorschlag in allen Ehren, aber wer hat das noetige Kleingeld, sich mehrere Monate in einem solchen "camp" aufzuhalten (lach)!

Du erwaehnst "christl. Gemeinschaft". Dabei werde ich immer sehr nachdenklich, aber vor allem aber vorsichtig. Heutzutage wird leider vieles als Religion oder auch als christliche Religion bezeichnet, was nichts damit zu tun hat.


Nehmen wir das Christentum als Beispiel einer moeglichen Fehlinterpretation! Wenn man sich als Nichttheologe mit der Bibel eingehend befasst, kann man alles und nichts daraus lesen. Im Zuge einer Ausbildung an einer Einrichtung der Evangelischen Kirche, habe ich eine Arbeit schreiben muessen. Thema: Wer war Jesus von Nazareth. Ich habe auf rund zwanzig Seiten dargelegt, dass Jesus nicht Gottes Sohn war, sondern ein Rebell und gekroenter Koenig von Judaea. Desweiteren konnte ich beweisen, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben war! Ebenso habe ich Vermutungen bekraeftigt, dass Jesus und Johannes der Taeufer ein und dieselbe Person gewesen sein koennen. Zu allen Punkten, habe ich lediglich die Bibel als Quelle herangezogen. Und nun kommt das Lustige an der Geschichte. Ich bekam von der Kirche eine glatte eins fuer meine Arbeit! Und kein Punkt konnte mir widerlegt werden! Meine Arbeit diente spaeter der Berufsschule in Castro-Rauxel als Unterrichtsmaterial und ist es vielleicht auch noch heute!

Ganz generell zum Thema Religion, moechte ich anmerken, dass alle Religionen, die an einen Gott, einem Schoepfer, glauben auf die sumerische Religion zurueckgeht! Diese enstand rund 3500 vor Christus! Vieles ist dort zu finden, was in der Thora und in der Bibel steht! Beide Buecher sind im hoechsten Masse von der sumerischen Religion beeinflusst worden. Stichwort waere hierzu: Anunnaki! Der Name spielt uebrigens auch in der Praeastronautik eine ausserordentlich wichtige Rolle!

Viele Gruese,
JavaBohne

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Re: Verhaltensveränderung/Ersatzhandlungen/Ticks

Post by masterarbeit » Sun 30. Nov 2014, 02:29

Hi!
Javabohne: Häh, die von mir genannten Gemeinschaften kosten doch nichts. Das sind doch genau umgekehrt gerade Gelegenheiten für Leute, die nicht das nötige Kleingeld für einen fancy Urlaub haben. Und gerade für Studenten, die noch keinen festen Job haben ideal.
Kennst du denn Taizé? Also wenn du das nicht als christliche Gemeinschaft anerkennst, dann weiß ich nicht, was dann eine sein sollte. Das mit christlich und nicht ist genau so relativ wie der Begriff "Sekte". Sektieren heißt abspalten, demnach wäre alles was nicht Landeskirche ist, Sekte. Inhaltlich kann man das glaube ich fest schlecht machen. Für mich sind wichtige Kriterien dafür, ob eine Glaubensgemeinschaft moralisch "clean" ist, finanzielle Beiträge und demokratische Strukturen.
Das was du über das Christentum schreibst finde ich interessant.
Mir ging es allerdings bei meinem Post nicht darum, für das Christentum an sich zu plädieren, sondern für die Heilsamkeit davon, mal für eine Zeit lang ganz raus aus dem eigenen Dunstkreis auszutreten und eine Zeit lang in einer nährenden Gemeinschaft zu verbringen, welche Ausrichtung auch immer diese haben mag. Christentum ist da nur eine Möglichkeit von mehreren und muss dann halt eine gute christliche Gemeinschaft sein.
Von Annunaki habe ich schon mal gehört. So was ist mir ehrlich gesagt zu abgefahren, ganz gleich ob es nun stimmt oder nicht.

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Re: Verhaltensveränderung/Ersatzhandlungen/Ticks

Post by JavaBohne » Sun 30. Nov 2014, 05:45

Guten Morgen, Master,

Wenn du die Gemeinschaft in Taize betrachtest, brauchst du nur in der ersten Woche pro Tag rund €10 bezahlen. Moechtest du laenger bleiben, muss das mit den Bruedern abgeklaert werden, Weitere Kosten entstehen dabei nicht. Schon klar! Wenn du aber z. B. drei Monate bleibst, hast du drei Monate kein Einkommen, aber deine Kosten wie Miete, etc. laufen weiter. Das meinte ich als ich schrieb "wer soll das bezahlen?"! Ich halte solche "camps" bei anerkannten christlichen Organisationen nicht fuer sinnlos.

Religion: Das Missverstaendnis geht hier auf meine Kappe. Ich habe mich viel zu oberflaechlich ausgedruckt. Zunaechst einmal halte vom Christentum durchaus viel! Deshalb interessiere ich mich sehr dafuer. Was waere die westliche Welt ohne die Kirche und die Menschen ohne eine christliche Erziehung? Ich denke, dass wir bei aller Kritik, die es von anderen an der Kirche gibt, in Europa heute primitiver leben wuerden als z. B. in Asien. Was ich zum Thema machen wollte war, wie missverstanden Religionen sein koennen (Fehlinterpretationen) und wie oft sie gerade politisch missbraucht werden. Z. B. wissen die Wissenschaftler definitiv, dass der Exodus um 1550 vor Chr. in Zusammenhang mit der Hyksosvertreibung stattgefunden hat. Es gibt Beweise, wie z. B. die originale Stele des Pharaos Ahmose, die exakt den Bibelbericht bestaetigt. Aber aus politischen Gruenden (Konflikt in Nahost) darf es wissenschaftlich nicht anerkannt erkannt werden. Ebenso wollte ich ausdruecken was man mit der Bibel in der Hand beweisen oder widerlegen kann. Beides ist moeglich.

Spaeter mehr, ich bin jetzt auch muede.

Viele Gruesse,
JavaBohne

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Re: Verhaltensveränderung/Ersatzhandlungen/Ticks

Post by masterarbeit » Sun 30. Nov 2014, 12:50

Hi Javabohne,

ja, das stimmt, dass man als Berufstätiger und Miete-/Krankenkassezahlender nicht einfach mal so für ein paar Monate weg kann. Aber wenn man es wirklich will/braucht, findet man einen Weg (Sabbat/Krankschreibung, Untervermietung, Kündigung Versicherung + günstige Auslandsversicherung ab 9 Euro/Monat).

Bist du Theologe, Javabohne? Scheinst dich ja ganz schön intensiv mit der Bibel auseinandergesetzt zu haben. Finde ich sehr interessant dein Wissen dazu, auch über P. scheinst du dich ausführlich informiert zu haben - danke mal an dieser Stelle fürs Teilen. :)

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Re: Verhaltensveränderung/Ersatzhandlungen/Ticks

Post by JavaBohne » Sun 30. Nov 2014, 20:20

Hallo Master,

danke, danke! Ich nehme deine Vermutung, dass ich Theologe bin als wunderschoenes Kompliment an!

Nein, ich bin kein Theologe, habe aber etwa 45 Jahre Erfahrung in Bereich Religion (von Altertum bis heute). Einiges habe ich mit der evangelischen Kirche gemacht und fand dort manchmal einen Sturm der Entruestung bis hin zu Hofierung meiner Meinung.

Mit Prokrastination habe ich mich seit meiner Kindheit befasst. Obwohl ich die Ausdruecke Prokrastination oder Aufschieben nicht kannte. Mit Psychologie befasse ich mich seit den 70ern und dann hoerte ich den Begriff Aufschieben zum erstenmal und begann zu lesen. Hier im Forum hoerte ich viel spaeter zum aller erstenmal den Begriff Prokrastination und dann stand mir "die Welt" per Internet offen. Seither lese ich das Internet rauf und wieder herunter (lach)!

Teilen: Was moechtest du, soll ich mit dir/euch teilen. Ich bin sehr gerne dazu bereit!

Viele Gruesse,
JavaBohne

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Re: Verhaltensveränderung/Ersatzhandlungen/Ticks

Post by *LittleAngel* » Mon 1. Dec 2014, 00:38

Huhu ihr Lieben :)

Danke für euer Feedback.

JavaBohne, zu deiner ''Ersatzhandlung'' in Form von nichts tun fällt mir noch etwas ein: Auch ich sitze oft da und tue nichts. Oberflächlich betrachtet. Denn in Wahrheit träume ich. Also ich denke nicht mal über meine Aufgabe nach, sondern schiebe den Gedanken weg und fange an zu träumen. Dastue ich sehr viel und häufig. Aber nicht zwanghaft, sondern das passiert ganz automatisch. Aber auch wie bei dir kann diese Ersatzhandlung Aufgaben um Tage oder Wochen hinauszögern, schürt aber oft auch neue Sehnsüchte, was mein Chaos noch steigert. Neue Träume siedeln sich an und damit verbunde Aufgaben. Daher in letzter Zeit mein intensiver Versuch da Klarheit rein zu bringen :)
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