Softwaregestützte "Selbsttherapie"

Kontaktadressen von Psychotherapeuten oder Einrichtungen, die sich auf die Behandlung der Prokrastination spezialisiert haben, z.B. in den Bereichen: Analytische Psychotherapie, Gesprächspsychotherapie, Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder Verhaltenstherapie
Post Reply
Geus
Posts: 3
Joined: Wed 5. Mar 2014, 22:26

Softwaregestützte "Selbsttherapie"

Post by Geus » Tue 18. Mar 2014, 19:00

Ich habe mich in den letzten Wochen nach einem ziemlichen Tiefpunkt in der Ausbildung sehr damit beschäftigt,
was einem denn tatsächlich helfen könnte. Neben der unabdingbaren Eigenmotivation (die man auch nur selbst
aufbringen kann) ist ja bekanntlich Struktur sehr hilfreich. Wenn ich einmal in einem Fluss drinnen bin, dann
klappt es auch oft eine Weile, bis man an einen Punkt kommt an dem man stockt und ich habe mir überlegt, dass
man da eventuell etwas nachhelfen kann.
Daraufhin habe ich nach Termin- und Aufgabenplanern umgesehen und sehr schnell festgestellt, dass es nicht wirklich
ein Tool gibt wie ich es mir vorstellen würde. Ich möchte meine Ideen hier mal erklären und würde mich freuen, wenn
mir ein paar Leute ein bisschen Feedback dazu geben, ob das etwas wäre, das für euch auch interessant sein könnte.

Im Grunde brauche ich einen ganz normalen Terminplaner. Man trägt auf jeden Fall mal Fixtermine ein.
Zusätzlich kann man Aufgaben hinzufügen, die man nicht selbst fix plant, sondern man gibt die Priorität
an, den geschätzten Arbeitsaufwand und bis wann es spätestens erledigt sein muss.
Man kann auch regelmäßige Sachen angeben, so wie training, oder wenn man gern wieder mehr lesen möchte,
kann man auch das angeben (mit Angaben wie zB 3h in der woche, mindestens 1h am Stück).
Zusätzlich generelle Regeln, so wie fixe Ruhezeiten, oder Ruhezeit insgesamt pro Tag/Woche, gewisse Sachen
nur am Vormittag/Abend (Training zB).
Das Programm soll nun aus den Eingaben einen Terminplan vorschlagen nach einem Algorithmus. Details dazu
werden sich dann erst im Arbeitsprozess herausstellen, aber das sollte nicht so ein großes Problem darstellen.

Weitere Funktionen, die für den Prokrastinationskünstler interessant sein könnten:
Prokrastinationspunkte - ein System bei dem man Punkte abbaut, wenn man seine Arbeiten rechtzeitig erledigt oder sogar
früher macht und Abzüge, wenn man die Arbeiten aufschiebt. Sinkender Punktestand bringt Lobmeldungen und steigende
Punktezahl führt zu Erinnerungen, motivierenden Sprüchen und vielleicht dem Hinweis, dass - wenn man jetzt nicht was tut -
ein E-Mail an die genannten Vertrauenspersonen gesendet wird, das darauf hinweist, dass der Arbeitsverweigerer wieder in
alte Muster zurückfällt.
Eventuell könnte man auch einrichten, dass man einzelnen Menschen erlaubt den gesamten Arbeitsplan zu überwachen.
Dazu kann man noch einige schöne Statistiken führen, wie oft man arbeiten aufschiebt, ob man den Arbeitsaufwand
tendenziell über-/unterschätzt.

Ich bin gerade sehr motiviert wie man sieht und gebe mein Bestes nicht aus dem Arbeitsfluss herauszufallen und hoffe, hier
ein kleines Projekt anzufangen, das mich beschäftigt.

Was haltet ihr davon?

lg, Johnny

User avatar
nova
Posts: 13
Joined: Mon 29. Jul 2013, 09:33

Re: Softwaregestützte "Selbsttherapie"

Post by nova » Wed 19. Mar 2014, 21:38

Hallo Geus,

das ist ja echt lustig. Ich hatte fast die gleiche Idee, nachdem ich ewig nach einem passenden Tool gesucht habe. Und ich habe schon viele (!) Tools ausprobiert (To Do, Pomodoro, Concentrate / Focus usw.). Aktuelle nutze ich mit wunderlist eine ziemlich normale To Do Liste (mehr schlecht als recht), eine selbstgebaute Excel-Tabelle mit Punktesystem und Evernote zum Tracking, eine bucketlist für langfristige Ziele sowie Email flags zur Trennung von offenen und erledigten Emails. Das funktioniert insgesamt recht gut, könnte aber in einem Tool noch wesentlich besser funktionieren. Vor allem der To Do Teil.

Am meisten stört mich, dass auf der To Do Liste immer 90% unerledigt bleibt. Dazu habe ich viel gelesen und bei Zeitmanagement Spezialisten herrscht wohl auch die Meinung vor, dass To Do Listen aus mehreren Gründen nur sehr mäßig funktionieren. Vor allem die fehlende Zeitschätzung und -einteilung ist ein Riesenproblem. Auch die Trennung in wichtig und dringlich ist essentiell für ein gutes Tool.

Ich habe viele konkrete Ideen für mein Wunschtool!

Viele Grüße

Bluething
Posts: 11
Joined: Tue 18. Feb 2014, 21:25

Re: Softwaregestützte "Selbsttherapie"

Post by Bluething » Fri 21. Mar 2014, 00:20

Hallo zusammen,

witzigerweise kamen mir in den letzten Tagen ähnliche Gedanken.
Ich hatte mich gefragt ob es was bringen würde, wenn ich ein Computerprogramm hätte, dass meine Fortschritte signalisieren würde bzw. auch meine eingesetzte Zeit und ob mich das dann motivieren würde. Mir kam die Idee beim Comupterspielen... denn da habe ich keinerlei Probleme damit an Aufgaben heranzugehen und sie zu lösen etc. ;) Das macht mir natürlich viel mehr Freude... Aber eben auch, so meine Vermutung, weil ich Level aufsteigen kann, Herausforderungen bestehe und vor allem meinen Fortschritt eben direkt erkennen kann. Die Ideen mit den Motivationssprüchen und der Hilfe zur Zeitplanung find ich ebenso extrem gut. :) Allerdings wäre mir persönlich die automatische Mail an jemanden etwas zu krass und würde mir auch nicht helfen, eher noch Widerstand bei mir auslösen. Aber da tickt ja jeder anders und wenn die Funktionen beliebig wählbar wären, wäre es perfekt. :) :) Ich sehe ihn schon jetzt vor mir, deeeen optimalen Terminkalender für Prokrastinierer. Eine Marktlücke, definitiv! Ich würde ihn kaufen. ;)

Achso ein netter Terminkalender als APP und ich glaub auch online erhältlich, ist übrigens "Remember the Milk". Da gibt es auch einige kleine hilfreiche Funktionen drin z.B. dass du wenn du die Aufgabe erledigt hast, auf "erledigt" klickst, wenn nicht wirst du so häufig daran erinnert, bis die Aufgabe erledigt ist wobei der Intervall meine ich frei wählbar ist...

User avatar
JavaBohne
Posts: 638
Joined: Mon 13. May 2013, 21:49
Location: Atlanta, USA

Re: Softwaregestützte "Selbsttherapie"

Post by JavaBohne » Wed 26. Mar 2014, 23:11

Hallo Bluething,

Nun, was du dir so vorstellst, hoert sich fuer mich wie ein Perpetuum Mobile an. Also ein "Selbstlaeufer" der die Prokrastination ad absurdum fuehrt! Tja, den haetten wir alle ganz gerne.

In all den Jahren, in denen ich mich bewusst - seit 2008 - und unbewusst natuerlich mein Leben lang beschaeftigt habe, hat mir persoenlich zwei Dinge ganz deutlich aufgezeigt.

1. Jede Prokrastination ist anders

und

2. Nichts kann man nachhaltig gegen die Prokrastination tun!
(Allerdings bestaetigt die Ausnahme die Regel)

Punkt zwei war fuer mich besonders wichtig. Denn mit der Erkenntnis, dass mir letztendlich nichts und niemand mit meinem Problem helfen kann und ich mir selbst auch nur innerhalb bestimmter eng gesetzter Grenzen, konnte ich meine damaligen Depressionen schlagartig minimieren.

Als ich dann aufhoerte ueberall im Internet nach Loesungen zu suchen, hatte ich ploetzlich mehr Zeit mich anderen Aufgaben zu widmen. Ich lernte nicht nur mit der Prokrastination zu leben, sondern auch sie bzw. mich einfach zu akzeptieren. Mein Selbsthass, der selbst aufgebaute Druck etwas Bestimmtes zu einer bestimmten Zeit fertigzustellen, etc. fiel von mir ab. Der Nachteil war, dass meine Prokrastinationsphasen bis einschliesslich heute laenger geworden sind. Das Positive aber ist, dass mein Leidensdruck signifikant nachgelassen bzw. (meistens) nur noch auf niedrigem Niveau vorhanden ist.

Heute nehme ich mir nur ein Notizblock, schreibe mir auf, was ich heute zu tun habe und kreuze es ab, wenn es fertig ist (oder ich behalte es mir im Kopf). Was ich heute nicht geschafft habe, uebertrage ich auf morgen, etc. Ein Belohnungssystem habe ich nicht! Es wuerde mir persoenlich auch nichts bringen. Denn auf das Eis oder das neue Buch (so war das damals), das ich mir als Belohnung versprochen hatte, warte ich noch heute, weil ich eben die vorher zu erledigenden Aufgaben selten geschafft habe. Dadurch habe ich Frust und somit Depressionen aufgebaut.

Seitdem ich so vorgehe wie oben beschrieben, habe ich bis heute nicht ein einziges Mal an Selbstmord gedacht und meine Lebensqualitaet hat wirklich zugenommen.

Was bezwecke ich mit meinem Kommentar? Ich moechte einfach in den Raum werfen, dass fuer manche Prokrastinatoren eventuell das Gegenteil von dem, was die Masse macht, besser sein kann. Nicht professionell vorgehen (Perfektionismus schadet uns), sondern mit einfachen Mitteln Schritt fuer Schritt auch ans Ziel zu kommen, oder das Ziel auch nur halbwegs zu erreichen, wiegen manchmal doch mehr als 100% erreicht zu haben, aber psychisch auf der Strecke geblieben zu sein.

Sicherlich wird das ein Problem, wenn eine Arbeit, etc. termingerecht fertiggestellt und abgegeben werden muss. Das sehe ich natuerlich ein.

Viele Gruesse,
JavaBohne

Post Reply