Online-Arbeits"kontroll"gruppe

Schon mal daran gedacht sich mit "Leidensgenossen" zusammenzutun, um sich gegenseitig zu unterstützen oder zu coachen? Manchmal wirkt es schon "Wunder" einfach mit anderen zu reden.
Bolle
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Re: Online-Arbeits"kontroll"gruppe

Post by Bolle » Sat 14. Mar 2015, 19:34

Wie wärst du denn gerne geworden und was bist du heute, wenn ich fragen darf? Und wie fing das Ganze bei dir an?
Vielleicht hast du das an anderer Stelle schon mal geschrieben? Ich hab hier vieles durchgelesen, ist aber leider schon eine Weile her, so dass ich es vergessen habe :( Bei mir ist es eigentlich nur die Masterarbeit, die mir jetzt so zu schaffen macht. Das Masterstudium an sich hat auch nicht wirklich Spaß gemacht, es herrschte immer eine ziemlich demotivierende Stimmung im gesamten Studiengang.

Ich hoffe, ich halte dich nicht von etwas ab :D

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JavaBohne
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Re: Online-Arbeits"kontroll"gruppe

Post by JavaBohne » Sat 14. Mar 2015, 19:41

Seit meiner fruehester Kindheit leide ich an Prokrastination. Aber erst im Laufe der Jahre erkannte ich die einzelnen verschiedenen Prokrastinationsarten, an denen ich leide. Ich bezeichne mich als einen phatologischen "hardcore" Prokrastinator, dem nichts (oder nicht viel) helfen kann.

Wenn es nur deine Masterarbeit ist, die du aufschiebst, scheinst du "nur" ein gewoehnlicher (das heisst normaler) Aufschieber/Prokrastinator zu sein. Also kein pathologischer/krankhafter Prokrastinator. Somit kann dir sicherlich geholfen werden.

Hast du schon mal versucht, die Prokrastinationsstelle der Uni Muenster zu kontaktieren? Hier ist der Link:

http://wwwpsy.uni-muenster.de/Prokrasti ... ebote.html

Ein Versuch, macht kluch (lach)! Versuchs doch mal!

Viele Gruesse,
JavaBohne
Last edited by JavaBohne on Mon 16. Mar 2015, 12:47, edited 1 time in total.

Gleichgesinnter
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Re: Online-Arbeits"kontroll"gruppe

Post by Gleichgesinnter » Mon 16. Mar 2015, 07:50

Hallo JavaBohne,

ich bringe es sogar soweit, mit dem Schreiben hier aufzuschieben. :roll: Gerade habe ich aber Verantwortung nur mir selbst gegenüber, ich meine, die Entscheidung bezieht sich darauf. Eine "größere" Verantwortung eines Projektleiters habe ich noch nie durchmachen müssen. Ich habe vor 2,5 Jahren das Studium abgeschlossen, seit dem bin/war ich mit einem Freund und Geschäftspartner "selbstständig", mehr schlecht als recht. Habe gerade Aussicht auf einen Arbeitsvertrag als Statiker, und gleichzeitig hätte ich nach dem letzten Vorstellungsgespräch gute Chancen zum Probearbeiten als Kalkulater im Trockenbau anzutreten. Vorhin ließ ich Tage verstreichen, bis ich mich bei potentiellen Arbeitgebern meldete, jetzt melden die sich nicht. Ich müsste mal zum Telefonhörer greifen. .....müsste. :|
- Liebe Grüße
und Hallo an Bolle, Lisa, Cassandra.
GG

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Re: Online-Arbeits"kontroll"gruppe

Post by Gleichgesinnter » Mon 16. Mar 2015, 12:15

:!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!: :!:
*PFFFFFFRRRRRRRRRRRRR* :ugeek:
............................
:| ...so jetzt mal kurz Emotionen (Scham, Gewaltgedanken, Ängste in Form Adrenalin und Brennen in den Händen und Füßen, und Händezittern) unterdrücken..! Habe gerade "eifnach mal angerufen", und schließe kommend einen Arbeitsvertrag mit Wirkung ab Mai.
Falls es irgendwie ordinär oder normal klingt, das klingt und klang so am telefon, für einen wie mich, ist es... als würde/müsste ich bald zum Mars fliegen, ...aber gerade mich wieder kurz zurücklehne und erstmal ein Bröttchen essen, als hätte ich mich nicht 2,5 Jahre davor gedrückt. (egal... versteht glaub ich keiner, was ich meine)
Hallo Bolle, ich grüße Dich als Gleichgesinnter und möchte ein paar Kommentare dazugeben. Du schreibst, Du schaffst es „wenigstens jeden morgen um 8 Uhr aufzustehen“, also ich verstehe, in den Augen der meisten Menschen kann es nicht genug sein, aber ich möchte das schon mal würdigen! Und glaube, dass für eine erfolgreiche Masterarbeit von Zuhause aus, um 8 Uhr aufzustehen so ziemlich ausreichend sein kann! Glaubst Du erfolgreicher zu sein, wenn Du um 7 aufstehst???
Wichtig fuer denjenigen, der oder die Zuhause arbeitet ist sicherlich eine Art Tagesablaufplan oder nenne es Stundenplan. Aus meiner persoenlichen Erfahrung ist puenktliches Aufstehen sehr wichtig. Denn dieser Punkt regelt bereits einen halbwegs geordneten Tagesablauf. Denn damit unterwirfst du deinen Koerper, aber auch deinen Geist einem bestimmten Ablauf, der dazu fuehrt, abends "puenktlich" muede zu werden und zeitig ins Bett zu gehen, um dadurch morgens wieder puenktlich aufstehen zu koennen.
Was JavaBohne schrieb, habe ich ERST seit paar Monaten HALBWEGS mit meinem dicken Schädel geschnallt umzusetzen, obwohl ich das seit Jahrzehnten im Sinn habe und darum kämpfte. (Aber wahrscheinlich hängt dieser Teilerfolg auch mit der Angst zusammen, auf der kommenden Arbeit zu versagen, wenn ich meinen Schlafrhythmus nicht endlich einkriege. Also übe ich das schon mal.)
Mein Ziel ist eigentlich jeden Tag früh aufzustehen, mich fertig machen, joggen, und dann bis abends arbeiten.
: ) Ich glaube damit meinst Du einen „idealen Tag“ bzw. den 100%-Tag. Und wahrscheinlich, wenn Du schon am Morgen z.B. 10% „verloren“ hast, bist Du schon entmutigt den Rest des Tags anzugehen. Das ist ein ziemlich bekannter „Scheiß-drauf-Effekt“ aus der Psychologie: man bildet sich ein Ideal ein und wenn man bisschen „gesündigt“ hat, dann lässt man sich so richtig gehen.
Unabhängig von diesem blöden Effekt, kämpfe darum, mal TÄGLICH an der MA was zu machen, auch wenn Du an einem Tag nur 10% „gewonnen“ hast. (Nach meiner eigenen Starrköpfigkeit, glaub mir, wären diese 10% an manch einem Wochentag, wenn alle vernünftigen Menschen arbeiten, ein ERFOLG! Aber da bin ich vielleicht ein schlimmes Beispiel. Wenn ich einen Tag zu 100% „verloren“ habe, denke ich mir, ok, lasse ich mir das nicht durchkommen, und am nächsten Tag aber das gleiche. F**k)
Eigentlich, und das lasse man sich mal auf der Zunge zergehen, ist doch die MA und die kommende Arbeit später, ETWAS DAS MAN TUN MÖCHTE! Du hast es Dir zum Ziel gesetzt Dich in jenem Beruf zu qualifizieren und EIGENTLICH ist es doch etwas, was Du Tag ein Tag aus machen könntest und möchtest. Neben vielen Zielen im Leben, wie z.B: die liebe Frau finden und Kinder aufziehen, Haus bauen und persönlichen Frieden finden, ist DIE ARBEIT ein WESENTLICHER Bestandteil des Lebens, handle Du also auch entsprechend, als wäre es der wesentliche Teil Deines Lebens. Mache also regelmäßig etwas dafür, diesen berufsqualifizierenden Abschluss zu erreichen, und diese Regelmäßigkeit kannst Du steigern.

Kannst Du die Literaturliste priorisieren, so dass Du das wichtigste Buch erstmal zur Hand nimmst und nur den einen Abschnitt zu einem Dich oder den Prof interessierenden Thema liest??? Ich rate mal ins Blaue, wie Du vielleicht vorgehen könntest, weil 100 Bücher zu lesen, bzw. die 100% „Wissen“ sich in den Kopf zu pressen und dann erst anfangen zu schreiben, ist längst bewiesener Nonsense, es ist richtiger schon aus einem Absatz die Argumentation eines Autors zu ziehen und in seiner MA was dazu zu schreiben. Lass Dich nicht von der Perfektion der 100% erdrücken sondern liefere jetzt das erwartete „Mindestmaß“, meist ist es so, dass das was man selbst als Mindestmaß glaubt, man als gute Arbeit verkaufen kann. Habe das ich nicht nur bei mir gemerkt. :D
Nachdem mein Prof fast ein Jahr lang nichts von mir gehört hat, weiß er nun bescheid und am Montag telefonieren wir und reden über die weiteren Schritte meiner Arbeit.
Ich habe damals etwa 1,5 Jahre gebraucht, bis ich mich schließlich überwunden habe die Diplomarbeit offiziell anzumelden. Und während der DA habe ich dann zusätzlich noch 3 Monate lang, jeden Monat mich neu krank schreiben lassen und dann noch den Prof auch angefragt mir 1 Monat mehr Zeit zu geben. Ich war wohl der peinlichste Student im Jahrgang. Aber die Geschichte ist, später hab ich von einem Typ gehört, der auch sich schon ewig auf eine mündliche Hauptprüfung vorbereitet. Ich hätte am liebsten den an die Hand genommen und zum Prüfungsamt geschleppt. Ich habe viele Jahre also verschwendet und erst im Nachhinein wird ja einem klar, das es unnötig war. Aber naja. Was ich sagen will: Wenn Du schon (mit Sicherheit unbewusst und fälschlicherweise) auf den üblen Geschmack gekommen bist am liebsten unter Druck und am liebsten nach dem Knüppel-aus-dem-Sack-Prinzip zu arbeiten, DANN nutze das auch! Bleibe im Kontakt mit dem Prof, vereinbare es Ihm die Teilaufgaben abzuliefern. Weiß Du was richtig böse ist?? Wenn Du es schaffst Dir Druck machen zu lassen UND „unbewusst lernst“ Dich dem Druck zu entziehen bzw. sogar diese bedrohliche Forderungen zu verweigern, dann mutierst Du zu einem „unheilbaren Prokrastinator“ dem nix hilft. Lass Dir sowas nichts ins Haus kommen!

Wünschenswert wäre natürlich gar nicht erst zum „Druck“ kommen zu lassen, sondern aus eigenen edlen Prinzipien der Verantwortung für sich selbst und für seine lieben Mitmenschen nachzukommen. Aber wenn das nicht hilft, dann wünsche ich Dir z.B. strenge Eltern! Bei mir hätte es damals gewirkt, und es wirkt auch heute, wenn mich meine Mutter „zur Sache auffordert“ und ich die Konsequenzen spüre. Aber sie macht es nicht bezogen auf mein Vorankommen im real life, und ich schweige mich taktvoll aus. In meiner Familie wird gegeben ohne zu nehmen, und man kann sich fallen lassen. Wenn ich als Prokrastinierer blöderweise lerne, dass ich meiner Angst nachgehen kann und weiterhin gut essen und warm schlafen kann, dann ist das ein viel zu bitterer Honigtopf. Wenn Du also auf Deine Eltern hören kannst, dann bewege Dich täglich! Wenn Du aber merkst, dass Du Dich der Verantwortung entziehst, dann ist es als würdest Du noch tiefer die Muster der Flucht /Aufschieberitis im Hirn einüben. Wenn Dir das bewusst ist, dann übe lieber tägliche Muster der Pflichterfüllung.

Vielleicht gehört der Post hier nicht hin, sondern in Erfahrungsberichte. Wie ich verstehe bist Du hier aus dem Gedanken eine „Peitsche“ zu bekommen, die Dich an Werktagen antreiben kann. Das klingt vielleicht fies, und vlt. auch das was ich oben schrieb, deswegen sorry im Voraus, das ist manchmal mein Stil, eben fies zu sein, damit es wirkt. :mrgreen: ÄÄhm. Ja, Bolle, ich war hierher eigentlich auch wegen der „Kontroll-Peitsche“ neulich gekommen, aber.. naja, so richtig hat es mich nicht im Zaum gehalten. Naja, was kann ich anbieten? Ich möchte mich die Wochen fachlich und geistig auf kommende Anstellung vorbereiten. Oder ich mache Urlaub!

In diesem Sinne! Bolle, schreibe gern was Du vor hast zu erledigen und wie Du allgemein zurecht kommst, ich lese gern mit hier! :D

Liebe Grüße,
GG

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Re: Online-Arbeits"kontroll"gruppe

Post by lisa » Mon 16. Mar 2015, 18:56

Hallo Leute, nur ein Paar Worte von mir, natürlich schaue ich hier immer wieder rein, und freu mich dass ihr da seid, und dass ihr schreibt. Ich schreibe auch :lol: Gerade geht es mir ein wenig besser :? Habe meine Arbeit ... Gesäubert, den ganzen Sch*** gelöscht, der doppelt und dreifach und tausendfach geschrieben wurde. Weniger ist mehr. Nun ist nur das übrig geblieben, was tatsächlich irgendwie auch bleiben wird, evtl. wird noch was verändert oder noch vervollständigt, aber das was da steht, steht, und bleibt, Punkt :!:
Ich kann euch sagen, dass meine Zeiteinheiten hier mir einen Einstieg ermöglicht haben, nun schreibe ich, na ja die ganze Zeit, irgendwie, irgendwas.
Sende euch allen viele Grüße,
und beste Wünsche für bzw. gegen euere Prr .... :evil:
Lisa :)

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Re: Online-Arbeits"kontroll"gruppe

Post by Bolle » Thu 19. Mar 2015, 20:03

Woow Gleichgesinnter,

hast du viel zu meinem Text geschrieben. Ich kann jetzt leider gar nicht weiter darauf eingehen, da ich vom Handy aus schreibe, aber danke für die unterstützenden Worte! Und viel Glück mit deinem neuen Job, klingt super. Leiden Prokrastinierer zu einem gewissen Teil vielleicht auch unter Sozialphobie? Das kam mir so in den Kopf als ich gelesen habe, wie schwer dir das Telefonat gefallen ist. Sowas kenne ich von mir auch.
Das Telefonat mit meinem Prof lief sehr gut und ich bin nun frohen Mutes, dass es weiter geht. Das was du über deine Eltern gesagt hast, ist bei mir auch so. Vielleicht haben wir nicht richtig gelernt Verantwortung für uns selber zu übernehmen? Obwohl ich eigentlich ganz gut darin bin, Verantwortung für andere zu übernehmen :) Naja, was auch immer die ganzen Gründe sind...mir hilft es, wenn ich versuche nicht so viel darüber nachzudenken und einfach zu machen. Leichter gesagt als getan :(

Ich wünsche euch noch einen schönen Abend!

Bolle

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JavaBohne
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Re: Online-Arbeits"kontroll"gruppe

Post by JavaBohne » Thu 19. Mar 2015, 21:24

Bolle wrote:....Vielleicht haben wir nicht richtig gelernt Verantwortung für uns selber zu übernehmen?....Bolle
Hallo Bolle,

es mag sein, dass einige Prokrastinatoren nicht gelernt haben, Verantwortung zu uebernehmen. Bei mir war das z. B. voellig anders.

Drei Wochen nach meiner Maurer Gesellenpruefung, begann ich eine "Karriere" im vaeterlichen Bauunternehmen als Maurerpolier. Von im Prinzip Nichts eine Ahnung wurde ich am ersten Tag einer Maurerkolonne von insgesamt 15 Mann als neuer Polier vorgestellt. Ihr koennt euch vorstellen wie ich mich gefuehlt habe. Am ersten Tag wurde ich von jedem einzelnen mindestens einmal ausgelacht (smile)! Unter den Maurer waren Altgediente, die rund 30 Berufsjahre Erfahrung hinter sich hatten. Und hier stand ich vor ihnen und sollte ihn sagen und zeigen, was Sache war! Wenn ich jemanden um Rat fragte, hiess es, "du bist der Polier, du musst wissen, was zu tun ist!" Nach der ersten Woche, die voll in die Hose ging, nahm ich mir uebers Wochenende einen Maurereimer voll Bauzeichnungen mit nach Hause; ebenso, das Bautagebuch, das mein Vorgaenger gefuehrt hatte. Ich las alles, sog die Bauzeichnungen in mich ein (lach) und dann am zweiten Montag ergriff ich die Initiative. Vor versammelter Mannschaft reorganisierte ich die einzelnen Gruppen (Maurer die gerne zusammenarbeiteten und zusammenhielten loeste ich auf!), und den groessten Aufwiegeler unter den Maurern bat ich um Rat in zwei Punkten. Nachdem ich wieder eine dumme und beleidigende Antwort erhielt, drueckte ich ihm sein Werkzeugeimer in die Hand und schickte ihn ins Buero, dort werde man sich um ihn kuemmern, erklaerte ich ihm. Am andere Morgen, als seine Kollegen auf den Herren warteten, erklaerte ich ihnen, dass er nicht wieder kommen wuerde! (Heute wuerde das nicht mehr funktionieren)

Erst dann kehrte auf der Baustelle Ruhe ein, ich hatte mir zumindest voruebergehend Respekt verschafft. Dennoch dauerte es noch ein halbes Jahr haertester Arbeit und nach Feierabend und Wochenenden, harten Studiums von Bauzeihnungen, las Baukalender, die VOB und dergleichen, bis ich fachlich so viel aufgebaut hatte, dass ich dem normalen Maurer zumindest in der Theorie ueberlegen war. Nach einem vollen Jahr war ich wirklich ein geachteter Maurerpolier mit insbesondere theoretischem Fachwissen, das niemand anderer besass.

So habe ich gelernt Verantworung zu uebernehmen, aber mit katastrophalen Folgen, die sich sowohl in der Entscheidungs- als auch in der Erfolgsprokrastination niederschlug. Diese Art von "Verantwortung lernen" wuensche ihn niemanden. Denn selbst mein Vater stand nicht hinter mir, sondern blies ins selbe Horn "Du bist jetzt der Polier, seh zu wie du fertig wirst!" war stets seine Antwort, wenn ich mit Problemen oder Beschwerden zu ihm kam. (Na dann Prost!)

Diese Negativerfahrungen (hier gab ich nur ein Beispiel von Hunderten an), haben mein ganzes Leben negativ gepraegt. Selbst heute noch habe ich Probleme Entscheidungen zu treffen, wenn ich die volle Verantwortung habe. Bin ich aber nur der Stellvertreter, wachse ich so sehr ueber mich hinaus, dass ich selbst schwierigste internationale Projekte mit einem Fingerschnipp erledige. Doch sobald ich wieder allein verantwortlich bin, breche ich ein und schaffe nichts mehr und kann keine Entscheidung mehr rational treffen. Trotz mehrerer beruflicher Ausbildungen und Abschlusse, bin ich nie das geworden, was ich letztendlich ohne die Prokrastination(en) haette werden und erreichen koennen.

Viele Gruesse,
JavaBohne

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Re: Online-Arbeits"kontroll"gruppe

Post by lisa » Fri 20. Mar 2015, 11:00

Hallo JavaBohne,
ich hatte irgendwie das Gefühl, dass wir uns missverstanden haben, und sowieso dass ich dir zu nahe gekommen bin, mit meiner nenne ich sie wieder Theorie. Aber ich denke, dass das wirklich der Grund für Pr. sein kann bzw. ist, grundsätzlich, ganz tief bei den Menschen, die stark prokrsatinieren:
JavaBohne wrote: So habe ich gelernt Verantworung zu uebernehmen, aber mit katastrophalen Folgen, die sich sowohl in der Entscheidungs- als auch in der Erfolgsprokrastination niederschlug. Diese Art von "Verantwortung lernen" wuensche ihn niemanden. Denn selbst mein Vater stand nicht hinter mir, sondern blies ins selbe Horn "Du bist jetzt der Polier, seh zu wie du fertig wirst!" war stets seine Antwort, wenn ich mit Problemen oder Beschwerden zu ihm kam. (Na dann Prost!)


Du bist hier schon erwachsen, aber diese Väter und Mütter haben schon früh damit angefangen, nicht für uns da zu sein, uns zu überfordern usw. Deshalb liegt dieses Problem so tief. Und das hast du auch irgendwo geschrieben, dass unter Fachleuten die Meinung herrscht, dass Pr. schutzen soll, vor was auch immer. Und da sind wir wieder bei dieser Überforderung. Pr. schutzte uns damals davor, und Heute sobald eine da ist, bellen die Hunder oder der Hund.
Wie gesagt, ich hatte das Gefühl, dass wir uns nicht richtig verständigen könnten. Konnte aber nicht dazu weiter schreiben. Ich denke auch, dass wir deshalb mit Pr. nicht so hart umgehen sollten, sonder immer gucken sollten, warum tue ich das. Und sowieso, jede Krankheit, Störung will uns was sagen, ist ein Zeichen für etwas was die Seele/den Körper belastet. Deshalb sollten wir auch mit unserer Prokrastination irgendwie anders, liebevoller lernen umzugehen. Denn sie ist ein Teil von uns, und böse ist sie auch nicht, im Gegenteil. Nur sie schadet uns heute. Den Hund streicheln lernen, denn das ist doch ein lieber Hund.
Viele Grüße
Lisa

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Re: Online-Arbeits"kontroll"gruppe

Post by JavaBohne » Fri 20. Mar 2015, 12:45

lisa wrote:.....ich hatte irgendwie das Gefühl, dass wir uns missverstanden haben, und sowieso dass ich dir zu nahe gekommen bin, mit meiner nenne ich sie wieder Theorie. Aber ich denke, dass das wirklich der Grund für Pr. sein kann bzw. ist, grundsätzlich, ganz tief bei den Menschen, die stark prokrsatinieren:.....Viele Grüße
Lisa
Hallo Lisa,

es gibt immer wieder Moeglichkeiten, dass wir uns missverstehen koennen, denn oft schreiben wir Worte, die wir aber anders meinen. Das liegt einfach an der Individualitaet des Menschen. Ich hatte allerdings niemals das Gefuehl, dass du mir zu nahe getreten bist. Im Bereich der Prokrastination bin ich immer sehr gerne dazu bereit alles offenzulegen. Denn nur so koennen wir alle, aber besonders ich selbst in einer Art "Forumstherapie" (lach) Nutzen daraus ziehen und die Prokrastination besser kennen und verstehen lernen.

Das Problem der Prokrastination ist, dass sie so "wunderbar" vielseitig ist, und dass bringt mich manchmal zur Verzweiflung. Oft sitze ich auf meiner Couch vor dem Computer (ich habe mein Fernseher an den Computer angeschlossen), bin entschlossen aufzustehen, mein Laptop anzuschmeissen (darauf habe ich MS-Office 2013 geleast) und etwas zu tun. Aber ich sitze Stunden spaeter immer noch da, wohlweisslich und im vollen Bewusstsein, dass ich wieder prokrastiniere! Tausendmal spreche ich laut aus, dass ich nun aufstehen und etwas tun muss. ABER ES GEHT NICHT! Abends sitze ich immer noch auf der Couch vor dem Computer und spatestens dann, wuerde mein Selbsthass und die Depressionen einsetzen, wenn ich nicht im Laufe der Jahre gelernt haette, dass ich mit "ES" in mir geduldig sein muss, denn "ES" will nicht. Und ich muss warten, bis "ES" gnaedig ist und MICH entlich laesst. (bitte symbolisch verstehen, ich mich nicht schizophren *lach*)

Bei mir hat die Prokrastination im Kindesalter angefangen und ich bin mir ziemlich sicher wann es einsetzte. Als Kind war ich voller Tatendrang, prokrastinierte nur im normalen Rahmen. Doch ich hatte einen tyrannischen, saufenden und sehr gewalttaetigen Vater, der die ganze Familie im Suff misshandelte. Nuechtern war er ein ganz feiner Mensch von dem ich viel lernen konnte, aber er war nur vier Mal pro Woche nuechtern (ohne Alkoholiker zu sein)! Ich war ein schlechter Schueler und wurde zu (Schul-)Leistungen gepruegelt und merkte, dass egal, was ich tat so oder so alles falsch war. Selbst, wenn ich eine eins schrieb, gab es kein Lob, sondern diese Leistung wurde als normal angesehen, aber meine Schrift war nicht schoen genug und es gab wieder Pruegel. Im Familienkreis wurde aber nie vom gewalttaetigen Vater, sondern nur vom "dummen" und "faulen" Sohn geredet, der voellig missraten war! War ich das wirklich? Natuerlich nicht, aber so ging ich aufgrund der Beschreibungen meines Vaters als Nichtsnutz und Taugenichts in die Familiengeschichte ein. Irgendwann in dieser Zeit begann offenbar mein Unterbewusstsein ein Schutzschild in Form der vielen Prokrastinationen um mich herum aufzubauen, was aber zur naechsten Katastrophe, die wir wohl alle kennen, fuehrte! ........Es ist zu viel passiert, als dass ich es hier alles aufschreiben koennte. Eine Trilogie in Buchform bedarf es, das alles festzuhalten, was mir und meiner Familie damals passierte. Alles endete spaeter im riesigen Chaos und mit dem Selbstmord meines Vaters zwei Tage vor Weihnachten! .......

Und hier, liebe Lisa, kommt dein "Hund" zum Einsatz: Ich lernte im Laufe der Zeit mit der Prokrastination umzugehen! Wehrte ich mich vorher vehement, endete ich in tiefen Depressionen, Selbsthass, Selbstmorgedanken; und die Prokrastination blieb trotzdem! Spaeter lernte ich unter anderem auch aus Erfahrungen in diesem Forum (vor langen Jahren), dass ich mich mit der Prokrastination arrangieren muss. Ich entwickelte ein Verstaendnis fuer sie, begann die Prokrastination als "ES" in mir zu benennen und konnte so die Schuld "meines" Versagens auf etwas schieben, was real war und keine Ausrede mehr. Der Selbsthass loeste sich somit sehr schnell voellig auf. Auch der Suizidgedanke war wie weggeblasen, denn nicht ich war es der prokrastinierte, sondern etwas (dieses "ES" in mir), auf das ich keinen Einfluss hatte.

Wie du schreibst, lernte ich den Hund zu lieben, zu streicheln und mit ihm umzugehen. Dein Hund, Lisa, ist mein "ES"! Ich glaube, wir verfolgen in etwa den gleichen Gedanken, und vielleicht sogar die gleiche Strategie. Oder (lach)?

Viele Gruesse,
JavaBohne

Cassandra
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Re: Online-Arbeits"kontroll"gruppe

Post by Cassandra » Sun 22. Mar 2015, 05:08

ERFOLG!!!!

Hallo JavaBohne, Gleichgesinnter, Lisa!!!

Habe mein ("2. Versuch"s-)Diplom bestanden!!! Diesen Freitag!!!
Note 2,5.

Allerdings hat es nur geklappt, weil mir das Schicksal geholfen hat: eigentlich hätte ich am Mittwoch antanzen müssen. Bei den Prüfern gab es aber einen persönlichen "Notfall" und so wurde meine Wiederholungsprüfung auf Freitag verschoben.

Hab dann fieberhaft noch 2 Gliederungspunkte, die ich aus Zeitmangel rausgeschmissen hatte, wieder eingefügt und noch was zu ihnen geschrieben bzw. entwickelt. Ohne die wäre es wahrscheinlich wieder "quantitativ zu wenig" gewesen, so wie beim ersten Mal.

Bei der Arbeit bin ich eine ganze Woche nicht mehr aufgetaucht, sonst hätte ich es unmöglich geschafft...hab jede Minute für die Diplomarbeit gebraucht. Daher auch nicht mehr hier im Forum gewesen.

Grüße an euch alle,
Cassandra

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