
Deine Gedankengänge bzw Bedenken sind weder richtig zutreffend, noch richtig falsch.

Zur Uni: Das Ziel ist es, einen Abschluss zu machen und im Anschluss künstlerisch zu arbeiten, am liebsten Gemälde von Naturereignissen malen, wie Gewitter, Tornados, Vulkanausbrüche, Aurora borrealis etc etc. Wichtig ist mir dabei das tatsächliche Erleben dieser Ereignisse (bei den gefährlichen natürlich mit entsprechend Abstand). Ich bin ein Gefühlsmensch, ich muss ein Ereignis empfinden und spüren, bevor ich es glaubhaft auf Leinwand oder zu Papier bringen kann. Ich muss das Gefühl haben noch einmal davor zu stehen, ich muss beim malen, aber auch später beim anschauen die gleiche Emotion wieder empfinden können, damit ich sagen kann dass ich ein gutes Kunstwerk vollbracht. Das wurde mir beim Porträtieren deutlich, Personen die ich gut kenne gelingen mir glaubhafter, als Personen die mir den Auftrag bloß mit einem Foto via Mail zugesendet haben. Emotionen spielen für mich da eine große Rolle. Die einzigen Fremdporträts die mir auch ohne die Personen zu kennen evtl gelingen würden wären von Hochzeitsfotos oder von Geburtstfotos, weil ich da allein beim Anschauen dieser Bilder schon die richtige rührende Emotion verspüren würde.
Jetzt könnte man natürlich sagen, was willst dann an der Uni und vor Allem mit Kunstwissenschaft, die doch theoretisch ist, mal doch einfach, aber diese Theorie ist wichtig. Das geht da los, wie man ein Bild komponiert um beim Betrachter die richtige Reaktion/Emotion auszulösen, das geht weiter mit der richtigen Rahmung, Aufhängung, Beleuchtung und in welchem Kontext zu anderen Kunstwerken es gehängt wird. Macht man da einen Fehler (sei es privat oder in der Galerie) macht man das Kunstwerk und dessen Aussage(und entsprechende Emotion beim Betrachter) kaputt. Beispielsweise ein düsteres Gewitterbild in einen Raum zu hängen voller Blumenwiesengemälden und es dann am besten noch prunkvoll in Gold zu rahmen macht offensichtlich natürlich keinen Sinn und würde das Betrachten stören (ist jetzt auch ein übertriebenes Beispiel, würde auch ein Laie sicher nicht so machen). Jetzt könnte man wieder sagen: Was interessierts dich, du malst das ganze ja nur....NEIN!
Erst wenn ich einem Kunden die richtige Beratung zukommen lassen kann was auch das drum herum eines Gemäldes betrifft, dann erst arbeite ich hochwertig und kompetent. Das wäre im Vorgespräch um heraus zu finden in welcher Komposition das Bild später hängen soll (im lichterfüllten warmen freundlichen Wohnzimmer über der Couch, im kühlen Schlafzimmer überm Bett, welche Bilder hängen noch etc etc, schon die alten Meister haben ihre Aufträge so erarbeitet und man kann vorher sogar Wohnungsbegehungen machen um die Stimmung eines Raumes zu erleben), aber auch im Nachhinein, wenn Fragen auftauchen, welcher Rahmen wäre am geeignetesten, in welchem Stil wurde das Bild angefertigt etc. Wenn man da die kompetente Lösung parat hat und am besten noch eine Anekdote eines größen Künstlers vom Stapel lässt und große Namen im richtigen Kontext zum besten gibt, hat man einen gut zahlenden Kunden mehr.
Desweiteren interessiert mich diese Theorie ansich sowieso, auch abgesehen von der Kundengewinnung, es ist einfach Urspannend in welchen Verhältnissen ein Künstler aufgewachsen ist, welche Dinge er erlebt hat und welche Orte er gesehen hat, die das Kunstwerk dann beeinflussten (geht fast schon in Richtung Philosophie und Psychologie). Dann welche Farben wirken wie, welche Materialen lassen sich am besten zusammen wie komponieren (das geht dann in den Bereich Materialkunde und Optik) etc.
Auch macht es Spaß Kunst zu erleben, ich habe ganz am Anfang mein erstes Referat vorbereitet zu einem Kunstwerk, dass bei uns in der Galerie hängt mit der ausdrücklichen Aufforderung der Dozentin, sich das Kunstwerk unbedingt in Natura anzuschauen und entsprechende hochwertige Literatur dazu zu verzehren. Grün hinter den Ohren wie ich war habe ich mir das Bild bei Google raus gesucht und die Infos bei Wikipedia zusammengestellt (ach die alte Schachtel hat ja keine Ahnung von den modernen leichten Mehtoden unserer modernen Zeit habe ich gedacht






Wenn ich das Geld hätte um mir die Literatur zu besorgen, die ich mir wünsche, dann könnte ich aus bloßem Interesse bereits eine 1000 Seitige Dissertation zum Thema Himmelsbeobachtung in der Kunst und was sie in uns auslöst und der Naturwissenschaft gebracht hat verfassen, einfach nur aus Interesse (Ein Doktortitel wäre doch mal ein Ziel, wenn auch für einen Hardcore Prokrastinator wie mir ein sehr hochgestecktes

Desweiteren hat mir Kunstwissenschaft auch etwas gebracht, nämlich den Begriff des Erhabenen, der seinen Ursprung in der Philosophie hat. Alleine dieser Begriff hat mir einiges an Kopfchaos entwirrt, was empfinde ich wenn ich in den Himmel schaue, heranbrausende Gewitterwolken beobachte, die vielen Sterne versuche zu fassen, diese Beobachtungen in mir eine unheimliche Sehnsucht, aber zeitgleich eine wahnsinnige Demut auslösen, wie kann man das was man empfindet nur in Worte fassen. Nun, diesen Begriff habe ich jetzt. Erhaben. Etwas das so schön ist, dass es in uns Freude, Glück und wohlige Sehnsucht erweckt, aber so groß und gewaltig (und manchmal auch gewalttätig) ist, dass es uns Angst macht und gefährlich werden kann wenn man ungeschützt ist, so etwas nennt man erhaben. Als erhaben empfindet man es aber nur dann, wenn man es gefahrlos betrachten kann (ein Gewitter dass man von ausreichender Entfernung oder im schützenden Haus oder Auto beobachtet, wobei diese Angst und Adrenalin dabei im freien ungeschützt zu stehen auch durchaus was für sich haben kann


Um mal wieder zum weniger verträumten Thema zurück zu kommen:
Wissen = Kompetenz = hochwertige Arbeit, die man sich als solche bezahlen lassen kann. Ganz oder gar nicht, wie du schon sagtest

Nageldesign ist ein praktischer handwerklicher und auch kreativer Beruf, die Routine ist hier entscheidend wenn man effizient arbeiten will, daher ist aus dem FF nageln erstmal nicht problematisch, sondern erwirtschaftet Gewinn. Problematisch wird es erst dann, wenn man das nötige Grundwissen dabei für unnötig hält und dann eben plötzlich Probleme bekommt, wenn den Kunden die Nägel abfallen, sie dauernd abbrechen oder sich mikrobiologische Lebensformen plötzlich sauwohl unter dem Nagel fühlen, irgendwie macht man dann was falsch und es wäre fatal dann nicht zu wissen was. Fatal ist es eigentlich schon es überhaupt so weit kommen zu lassen, am Kunden wird erst genagelt wenn man solche Fehler ausschließen kann, ich kann guten Gewissens sagen, dass man sich bei mir keine Krankheiten holt und sich die Naturnägel nicht ruiniert.
Fachwissen ist das A und O als Grundlage und viele unterschätzen die Vielseitigkeit dieses Fachwissens. Das geht ganz fundamental bei Physik(Statik des Kunstnagels damit er den Nagel unterstützt und nicht belastet und nicht schmerzhaft bricht), Chemie(Produktchemie, damit verbundene Teilchenphysik, wie verhalten sich die Moleküle zueinander) und Biologie(Vorgänge im Körper die das Nagelwachstum und die Haftung beeinflussen, notwendige Hygiene und Wissen über Krankheiten->Medizin->Dermatologie) los und endet damit das ganze so in ein Gesamtkonzept zu verpacken, dass dafür sorgt, dass man von diesem Wissen profitierend wirtschaftlich gewinnbringend arbeitet (BWL). Wer dieses Grundwissen hat und zusätzlich geschickte Hände, kreative Ideen und ein wenig Sozialkompetenz, der hat gute Chancen in der Branche dauerhaft erfolgreich zu sein, denn damit hebt man sich von gut 60% der angemeldeten Studios schon ganz automatisch ab.
Um damit auch einige deiner Fragen zu beantworten:
Ja ich habe ein Gewerbe angemeldet, ein Kleingewerbe oder auch Nebengewerbe, nein ich muss daher keine Umsatzsteuervoranmeldung abgeben, sondern bei mir reicht eine Einnahmen+Ausgaben=Gewinn/Verlust Rechnung am Ende des Geschäftsjahres einzureichen, woraus am Ende meine Steuerabgaben berechnen.
Ja ich habe von Anfang an einen Businessplan und eine 5 seitige Preiskalkulation durchgeführt, wo ich mir auch ein anständiges Gehalt mit einberechnet habe und nicht nur die Kosten zu decken versucht

Die Zeit die ich dafür aufbringen darf neben der Uni suche ich mir gar nicht aus, sondern sie ist vorgeschrieben, es wird von einer 40 Stunden Arbeits-Woche ausgegangen, wofür die Hälfte der Uni zustehen muss, die andere Hälfte darf gearbeitet werden. Mit ein bisschen mehr Routine könnte ich so bei einer Arbeitszeit von 1.5 Stunden oder schneller umgerechnet 13-15 Kunden wöchentlich machen, wenn ich das mal 4 Wochen rechne, bin ich da bei ca 53 Kundinnen im Monat. Ich würde mehr als nur über die Runden kommen, denn ich habe keine Studiokosten (Miete, Nebenkosten, die je nach Standort Schwindel auslösen können) sondern habe das Auto, das Material und die Versicherungen, die in einem angemieteten Studio ja auch noch dazu kommen. Nun sind 53 Kundinnen neben der Uni im Monat utopisch und nichtmal nötig unbedingt, allein mit der Hälfte könnte ich schon gut leben (man bedenke ich zahle ja auch zu Haus keine Miete, sondern nur einen Nebenkostenbeitrag, habe aber in meiner Preiskalkulation als Mietezahlender Single gedacht).
Ich danke dir trotzdem vielmals für dein Kundtun deiner Bedenken und deinen Mühen mir die Links heraus zu suchen und dich mit dem Thema zu befassen, auch mich zu fragen was ich von der Uni erwarte, denn damit hast du etwas geschafft, was ich seit ich denken kann versuche....

Beim mich erklären und hier aufschreiben zur Beantwortung deiner Fragen habe ich automatisch mein Kopfchaos entwirren müssen und so nun schriftlich vor Augen, was genau ich von meinem Leben erwarte oder zumindest wie ich mir die nächsten 4-5 Jahre vorstelle und wo ich damit hin will

Prinzipiell gibt es einen großen Lebenstraum den ich verfolge: Ich will die Welt sehen, entdecken, fühlen, riechen, schmecken, erleben, ich will so viel wie möglich dabei lernen und begreifen, aber vor allem begreifen dass vieles unbegreiflich ist.
Die Welt sehen wollen viele, nur ich versuche mit meinen Zielen die Welt schon zu entdecken, als Künstler kann man das auf so wundervolle Weise. Die meisten verdienen Geld und gehen damit die Welt entdecken, ich will dass bei mir der Weg das schon das Ziel beinhaltet, also beim Geld verdienen um die Welt zu entdecken schon die Welt entdecken

Mir ist auch nicht mal unbedingt wichtig wie ich die Welt entdecke, ich brauch keine Luxussuite in einer 5 Sterne Anlage um ein Land zu bereisen, meinetwegen reicht mir ein Zelt (eines der Grundeinstellungen, die bei meinem Ex und mir nicht stimmten, sein größter Traum war es mal in einem 5 Sterne Hotel zu wohnen


Meine konkreten Ziele wie das beenden des Studiums, das Malen und Erleben der Naturmotive und das erfolgreiche Führen meines Nagelunternehmens sind dabei die Wege zum Ziel. Ebenso wie die kleinen Meilensteine, wie die Ängste besiegen, mich selbst finden etc.
Das hört sich alles nach einem Plan an. Nur habe ich da ein großes Problem: Wie umsetzen? Das ist die große Preisfrage, die ich trotz meines Kopfchaos und dier äußerlichen Umstände wie fehlendes Geld zu beantworten versuche. Was kommt wann wie zuerst, wie als nächstes vorgehen? Hier haperts, bei all den großen Träumen die ich habe, fehlt es durchaus selbstverschuldet an der Umsetzung. Ich habe Wissen, ich habe Können, ich habe den Ehrgeiz, den Willen und den Kampfgeist, aber keinerlei Vorstellungen davon diese Attribute erfolgsversprechend anzuwenden, um meine Ziele zu erreichen. Zum einen ist es die Angst zu versagen und meine Ziele nicht zu erreichen, das hemmt mich, zum anderen dieses unerträgliche Chaos, wodurch ich den Überblick verliere und dann natürlich die äußeren Umstände, auf die man keinen Einfluss hat, wo sich aber ein Plan B gut machen würde, den ich erst Recht nicht habe, wenn schon Plan A fehlt.
Das genau ist der Knackpunkt, an dem ich vor Allem momentan, aber eigentlich schon mein ganzes Leben hänge. Obwohl ich schon so viel Belastendes hinter mir gelassen habe, werde ich diese Hemmungen aus oben genannten Gründen immernoch nicht los.
Ziele ja, Umsetzung nein. So siehts momentan aus. Hat da jemand die rettende Idee? Eine konkrete Planung um konkrete Meilensteine abzuarbeiten würde sicher helfen, aber schon bei der Planung scheine ich die Prioritäten falsch zu setzen.
Du inspirierst mich aber dazu, meine Prioritäten tatsächlich einmal zu überdenken. Durch das völlige Versteifen auf das Geld verdienen verliere ich ja alles andere völlig aus den Augen ohne dass es mir tatsächlich bewusst war.
Ich denke darüber muss ich noch ein bisschen brüten ohne zwischendurch zu verarmen

Vielen lieben Dank für euren Beistand und die konkreten Gedankengänge, die mich zu meinen konkreten Gedankengängen inspiriert haben

Liebe Grüße :*