www.prokrastination.net

Hallo zusammen,

ich habe vor einiger Zeit ein Startup gegründet. Dort entsteht zur Zeit eine Software, die bei Zeitproblemen und inbesondere Prokrastination helfen soll.
Es gibt viele Programme, mit denen man planen kann, WAS man tut (Todo-Listen, Agile-Tools, Projektmanagement-Systeme etc.) - aber eigentlich nichts, was einem hilft, diese Pläne auch wirklich umzusetzen.

Mein Programm ist nun bald in einem Stadium, wo es endlich getestet werden kann - und dafür suche ich zur Zeit noch Leute, die sich für das Thema interessieren und mal ein paar Wochen mit der Software herumspielen möchten. Dabei geht es nicht nur um ein "läuft" oder "läuft nicht", sondern vor allem auch um die Frage, ob es im Alltag auch wirklich hilft.

Da ich selbst kein Fan von Forenspammern bin, habe ich Bernd (Forenadmin) vorher gefragt, ob es für ihn ok wäre, hier nach abenteuerlustigen Betatestern zu fragen
Wer Interesse hat, einfach unter https://www.ionwalk.com/de/ eintragen - in ein paar Wochen geht dann die Mail mit dem Link zur Betaversion raus. Kosten tut das Ganze natürlich nichts - ich bin ja froh, wenn ich von euch Feedback und Verbesserungsvorschläge bekomme.

Viele Grüße,

Magnus (Gründer von Ionwalk)

Hallo Magnus,

herzlich willkommen hier im Forum.

Du schreibst in deinem Kommentar mit dem Titel "Neue Software gegen Prokrastination...", das dein Unternehmen eine Software entwickelt hat, die "insbesondere gegen Prokrastination" helfen soll! Das hoert sich toll an, aber ich habe mir mal die Muehe gemacht und die Webseiten deines/eures Unternehmens auf Deutsch und auf Englisch durchgelesen. Dort steht nirgendwo etwas, dass die Software "Ionwalk" gegen Prokrastination oder gegen irgendeine andere "Erkrankung oder Stoerung" eingesetzt wird oder werden soll, geschweige denn helfen kann. Ich habe ebenso wenig Internetseiten gefunden, die erklaerende Informationen bieten koennen. Allerdings steht auf mehreren Seiten, dass es sich bei dieser Software um eine "life logging" (lebensprotokollierende) Software handelt. Also eine Software die das Leben bzw. bestimmte Aktivitaeten des Lebens, protokolliert bzw. aufzeichnet. Und das unter Beibehaltung der Privatsphaere und Sicherheitsbedenken! Ausserdem berichtet die Seite, dass du oder dein Unternehmen glauben, es sei lustig seine (taegliche) Schritte aufzuzeichnen bzw. zu zaehlen. Das Original von https://www.crunchbase.com/organization/ionwalk habe ich hier einkopiert:

Zitat Anfang: "Ionwalk was founded by Magnus Kalkuhl (former director of Kaspersky Lab's European Research and Analysis team) in spring 2014 with the goal of providing a lifelogging solution that respects the user’s privacy and security concerns. They think that gadgets for counting your steps are fun to use, but to solve more personal problems, you need to provide more personal data — which, in turn, requires additional levels of protection.

They are planning to launch the first iteration of their product in September 2014. If you want to stay in the loop, just follow them on Twitter: https://twitter.com/ionwalk

- See more at: https://www.crunchbase.com/organization ... 4T0vR.dpuf! Zitat Ende

Angellist berichtet folgendermasse ueber "Ionwalk". Hier das Original: https://angel.co/ionwalk

Zitat Anfang: "Ionwalk is like Fitbit for your productivty. Right now, everyone's measuring how well they do while doing sports. Most of our time though, we spend in front of our screen. If we want to improve our life quality, this is something that must not be ignored.
We log what you are doing, how you do it and combine that with active coaching. By implementing proven methods from work psychology and a high level of security we help our users getting stuff done while protecting their privacy.
Beta testing ist scheduled for mid February, a first release for all major platforms by the end of April 2015." Zitat Ende

Was ein Fitbit ist, zeigt dieser Link auf: https://www.fitbit.com/

Hieraus erschliesst sich mir, dass es sich bei "Ionwalk" um eine Software handeln koennte, die sportliche Aktivitaeten aufzeichnen soll. In Verbindung dazu wird ein Coach (also eine Art Trainer) angeboten, der das alles irgendwie ueberwacht oder "Ratschlaege" gibt. Habe ich das soweit ganz grob aber richtig zusammengefasst?

Was hat das alles mit Prokrastination zu tun? Nirgendwo habe ich irgendwelche naeheren Angaben zu deinen Unternehmen oder dem Produkt finden koennen. Ausser eine Lawine von Werbung und Versprechungen, von Personen, die mir alle unbekannt sind (was allerdings nichts heisst). Das Wort Prokrastination taucht im Zusammenhang mit "Ionawalk" nirgendwo auf.

Gibt es irgendwo serioese und brauchbare Informationen, um was es sich bei deinem Produkt und deiner Firma handelt? Es waere sehr nett, wenn du uns diesbezueglich ein wenig aufklaerst.

Vielen Dank!

Viele Gruesse,
JavaBohne

Hallo JavaBohne,

vielen Dank für deine Begrüßung. Der zitierte Crunchbase-Eintrag ist schon etwas älter und daher auch noch sehr unspezifisch. Der angel.co-Eintrag (hier steht auch schon was von "Personal Health") trifft es besser, wobei hier wohl trotzdem noch Erklärungsbedarf besteht:

>Ionwalk is like Fitbit for your productivity.

Der Vergleich ist nur als Analogie gedacht, mit Sport hat Ionwalk nichts zu tun. Es ist also nicht gemeint, dass es sich bei Ionwalk um ein Fitnessgerät handelt, sondern dass Ionwalk im Bereich "Produktivität" leisten soll, was Schrittzähler im sportlichen Bereich versprechen: Messen (daher der Begriff "life logging"), motivieren und letztlich die Performance des Anwenders verbessern.

Der Grund, warum auf angel.co und ionwalk.com von "Produktivität" anstatt "Prokrastination" die Rede ist, ist der, dass sich die meisten Menschen mit etwas positivem wie "produktiver sein" schlichtweg eher identifizieren können als mit "weniger prokrastinieren". Zumindest geht es mir so. Ebenso, wie Schrittzähler verständlicherweise damit werben, die Fitness zu verbessern - anstatt zu sagen "mit uns bist du weniger unsportlich". Außerdem habe ich festgestellt, dass gerade in Deutschland kaum jemand etwas mit dem Wort "Prokrastinieren" anfangen kann, selbst wenn prozentuell rund 20% aller Menschen davon betroffen sind.

Zusammengefasst handelt sich also um eine Software, mit der man seine Aktivitäten plant und anschließend umsetzt (nach der Pomodoro-Technik, http://de.wikipedia.org/wiki/Pomodoro-Technik), und die versucht, automatisch zu erkennen, wenn man gerade "vom Weg abkommt" (das Coaching ebenfalls automatisch, auf dem Rechner). Dass es weder auf der Website noch bei angel.co eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Erklärung gibt, liegt weniger in böser Absicht begründet, sondern liegt in der Natur der Sache: Es gibt ja noch kein fertiges Produkt, und viele Punkte (selbst die hier aufgezählte Pomodoro-Technik) können sich in den nächsten Wochen noch ändern. Es könnte sich ja auch herausstellen, dass alles, was auf dem Papier gut aussieht, in der Praxis für andere Menschen gar nicht funktioniert.

Genau deswegen ja die Frage, ob jemand hier im Forum Lust hat, sich einfach mal auf einen Testlauf einzulassen.
Wenn du der Sache eine Chance gibst, würde ich mich freuen.

Viele Grüße,

Magnus

Hallo Magnus,

schoen, deine Antwort zu lesen, die ich etwas kommentieren moechte.

Mir liegt viel daran, die Prokratinatoren vor weiteren Versprechen zu schuetzen, wenn die Vermutung nahe liegt, dass etwas Neues angeprisen wird, das entweder nicht funktioniert oder zumindest bereits im Ansatz falsche Versprechen macht, oder schlicht und ergreifend fuer Prokrastinatoren propagiert wird, letztendlich aber voellig an ihnen oder uns vorbeigeht. Z. B. wurde hier im Forum eine "neue" Methode von einer Universitaet beworben, die sich an "chronische Prokrastinatoren" wendete. Ein sogenannter MOOC wurde als Loesung fuer uns angeboten. Es stellte sich heraus, dass die Zielgruppe allerdings nichts mit der "chronischen" oder "pathologischen" Prokrastination, sondern mit der einfachen Prokrastination, dem Verschieben oder Aufschieben zu tun hatte. Natuerlich habe ich versucht auf den Fehler hinzuweisen bekam aber keine Antwort. Ebenso verfuhr die Uni Muenster auf dieser Seite. Aber von den "Fachleuten" habe ich trotz "Einladung" nichts mehr gehoert. Aus meiner Sicht schon eher ein peinliches und hilfloses Verhalten.

Mich freut es, dass du dich persoenlich der Dikskussion stellst, was mir sehr positiv entgegen kommt.

magnus-ionwalk wrote:....>Ionwalk is like Fitbit for your productivity.

Der Vergleich ist nur als Analogie gedacht, mit Sport hat Ionwalk nichts zu tun. Es ist also nicht gemeint, dass es sich bei Ionwalk um ein Fitnessgerät handelt, sondern dass Ionwalk im Bereich "Produktivität" leisten soll, was Schrittzähler im sportlichen Bereich versprechen: Messen (daher der Begriff "life logging"), motivieren und letztlich die Performance des Anwenders verbessern....

..........Zusammengefasst handelt sich also um eine Software, mit der man seine Aktivitäten plant und anschließend umsetzt (nach der Pomodoro-Technik, http://de.wikipedia.org/wiki/Pomodoro-Technik), und die versucht, automatisch zu erkennen, wenn man gerade "vom Weg abkommt" (das Coaching ebenfalls automatisch, auf dem Rechner). Dass es weder auf der Website noch bei angel.co eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Erklärung gibt, liegt weniger in böser Absicht begründet, sondern liegt in der Natur der Sache: Es gibt ja noch kein fertiges Produkt, und viele Punkte (selbst die hier aufgezählte Pomodoro-Technik) können sich in den nächsten Wochen noch ändern. Es könnte sich ja auch herausstellen, dass alles, was auf dem Papier gut aussieht, in der Praxis für andere Menschen gar nicht funktioniert........

Wie oben beschrieben gibt es grundsaetzlich zwei verschiedene Prokrastinatoren. Dem normalen Aufschieber, wie zum Beispiel Studenten und Schueler, die ihre BA oder MA solange aufschieben, bis sie um Abgabeverlaengerung bitten muessen, kann diese Software sogar sehr gut helfen. Das ist die Zielgruppe, die auf Motivation reagiert und nicht nur am Anfang folgt, sondern den Impuls auch noch Wochen aufrecht erhalten und schliesslich ihre Leistungen verbessern koennen. Den Fokus wuerde ich auf diese Gruppe richten.

Dem chronischen oder pathologischen Prokrastinator hingegen wird kein Geraet oder Software helfen koennen. Der/Sie braucht eine "Hand", die ihn/sie auffaengt, anweist und sein/ihr Tun ueberprueft, usw. und so fort. So etwas gibt es leider nicht. Das grosse Problem ist, dass der pathologische Prokrastinator in zu vielen unterschiedlichen Arten von Prokrastination in Erscheinung tritt, dass es bis heute fuer die Wissenschaft nicht moeglich war, den pathologischen Prokrastinator zu deffinieren und dementsprechend einen Therapieansatz auszuarbeiten. Das ist der Hauptgrund, warum es bis heute nicht nur keine wirksame und nachhaltige Therapie fuer uns gibt, sondern, dass es nicht einmal eine aussagekraeftige und verwertbare Studie ueber diese Art von Prokrastinatoren gibt. Zum derzeitigen Zeitpunkt ist das psychologisch gesehen nicht moeglich!

Da sich hier auf dieser Webseite meist die chronischen Prokrastinatoren befinden, wird es nicht einfach sein einen Teilnehmer fuer deine Software zu finden.

Dennoch wuenschte ich, dass sich viele Foristen an dich wenden und am Test teilnehmen. Vielleicht hast ja gerade du eine Idee, wie man uns pathologischen Prokrastinatoren helfen kann. Das waere sicherlich fuer beide Seiten ein Durchbruch. Ich wuensche es uns allen von ganzem Herzen!

Viele Gruesse,
JavaBohne

Hallo JavaBohne,

Du bringst es auf den Punkt: Das ganz Feld ist unheimlich komplex, kein Fall ist wieder der andere. Das gilt sicher auch für die Lösungsansätze. In diesem Forum konnte ich bereits lernen, dass hier so mancher seine ganz individuelle Methode gefunden hat, seine Prokrastination zumindest etwas einzudämmen. Vielleicht ist es da ein bisschen wie mit dem Rauchen bzw. dem Versuch, damit aufzuhören: Statistisch gesehen bringen manche Methoden etwas mehr, andere etwas weniger, aber schwer bleibt es so oder so. Ein 100%iges Heilmittel gibt es nicht. Sollte sich nun im Betatest herausstellen, dass Ionwalk zumindest manchen Menschen in manchen Situationen das Leben etwas leichter macht, würde ich das daher schon als kleinen Erfolg werten. Ich bin gespannt.

>Dennoch wuenschte ich, dass sich viele Foristen an dich wenden und am Test teilnehmen.
>Vielleicht hast ja gerade du eine Idee, wie man uns pathologischen Prokrastinatoren helfen kann.
>Das waere sicherlich fuer beide Seiten ein Durchbruch. Ich wuensche es uns allen von ganzem Herzen!

Danke für's Daumendrücken!

Viele Grüße,

Magnus

Ich bin da ganz pessimistisch und kann mir nicht vorstellen, dass so etwas funktionieren soll. Prokrastination hat viel mit Emotionskontrolle zu tun, insbesondere Kontrolle der negativen Emotionen. Nur in ganz leichten Fällen dürfte es ausreichen, die Motivation zu stärken, um negative Emotionen zu überwinden. In der Regel gilt: Die Vermeidung negativer Emotionen ist viel wichtiger als das Erreichen positiver Emotionen.
Prokrastinatoren sind außerdem Meister im Austricksen von Systemen jedweder Art. Ich wette mal, jeder hat hier schon Dutzende verschiedener Systeme ausgetestet.
Viele Grüße
Leo