
Zum Thema Akzeptanz: Tatsächlich war eines der ersten Schritte gegen zB meine Angststörung das Akzeptieren der Angst, das Akzeptieren meiner selbst als hypersensiblen Menschen, das Akzeptieren meiner Vergangenheit. Das sich krampfhafte Dagegenstellen und Dagegenankämpfen habe ich bei mir, aber auch vielen anderen Betroffenen als erfolglos erlebt. Man verbeißt sich und jeder Misserfolg treibt die Abwärtsspirale weiter voran. Wer zum Thema gern mal weiter lesen möchte, hier mal das Forum wo ich damals unterwegs war (übrigens unter dem selben Pseudonym wie hier, falls einer meine Beiträge von damals lesen möchte) http://www.psychic.de/ Dort werden verschiedene Ängste aufgegriffen und das dazu gehörige Forum dient ebenfalls dem Erfahrungsaustausch und der Selbsthilfe. Übrigens führen Ängste häufig zur Prokra, denn nichts lieber möchte man aufschieben, als die Dinge, die einem Angst machen.
Nun heißt Akzeptanz aber auch nicht, dass man alles einfach tatenlos hinnehmen muss, das einen belastet. Ich akzeptiere die Angst, aber nicht, dass diese mein Leben bestimmt. Denn ich bestimme mein Leben. Das ist der Unterschied. Das bedeutet dass ich nachdem ich sie als ein Teil von mir akzeptiert habe nun lernen muss mit ihr umzugehen, damit sie zwar ein Teil von meinem Leben ist, aber mein Leben nicht mehr bestimmt. Dabei ist eine Angststörung aber auch nicht dasselbe wie eine Phobie, wo sich verhaltenstherapeutische Ansätze bewährt haben, sondern eine Angststörung ist weniger greifbar, weniger spezifisch definierbar. Daher gibt es auch hier (ähnlich der Prokra) keine allgemeingültige Ursache und keine allgemeingültige Methode mit ihr umzugehen. Daher war eine Thera für mich auch unumstößlich, um MEINE Ursachen zu finden und MEINE Möglichkeiten, mein Leben wieder selbst zu bestimmen (wie im Eingangspost zu lesen).
Nichts weiter erwarte ich von meiner Arbeit an der Prokra. Akzeptieren kann ich sie als einen Teil von mir, aber sie bestimmt einfach mein Leben, und das geht mir gegen den Strich. Ebenso das Chaos, ich kann mich als einen chaotischen Menschen akzeptieren, aber es bestimmt mein Leben. Beides sorgt für ernsthafte Probleme, wie das ignorieren der Post und den damit verbundenen Folgen. Und Prokra und Chaos füttern sich auch noch gegenseitig. Einfach nichts dagegen zu tun, bedeutet für mich nicht Akzeptanz, sondern Resignation, und das ist es, was für mich nicht in Frage kommt.
Wie so eine Akzeptanz aussehen kann, merke ich heute ganz deutlich am Beispiel der Angst: Die meiste Zeit bin ich angstfrei, auch wenn ich immer noch jede noch so kleine Regung die mein Körper macht, mitbekomme und registriere. Nur kenne ich heute die Ursachen. Das bedeutet ich registriere es, aber in mir steigt keine Panik mehr auf. Dazu war aber auch erheblich viel Zeit nötig und ein intesives Auseinandersetzen mit meinem Körper und meinen Gedankengängen. Und ganz wichtig auch das Akzeptieren der eigenen Sterblichkeit. Es kann jederzeit in meinem Körper ein Krebs anfangen zu wuchern, nur eine geringe Zellfehlfunktion ist dazu nötig und das Auswuchern beginnt. Ebenso kann das geringste Blutgerinsel zu einem Herzinfarkt, einer Lungenembolie oder einem Schlaganfall führen. Genauso kann ich jederzeit mit meinem mobilen Geschäft im Straßenverkehr umkommen oder ein Meteorit auf die Erde stürzen und alles auslöschen. Warum also machte mir der Gedanke an einen Krebs oder anderen körperlichen Krankheiten mein Leben unlebbar, aber ich kann jederzeit im Auto sitzen und umher fahren? Für mich war da das Gefühl der Kontrolle entscheidend. Wenn ich selbst am Steuer sitze, habe ich das Gefühl der Kontrolle, auch wenn es natürlich nur Pseudokontrolle ist, denn ich muss den totbringenden Unfall ja nicht selbst verursachen. Es gibt mir nur das Gefühl der Kontrolle. In öffentlichen Verkehrsmiteln zu fahren war für mich zu der Zeit auch nicht so einfach, wobei da die Angst vor der Angst am größten war, gar nicht der Gedanke, es könnte ein Unfall passieren. Ich könnte das jetzt unendlich ausweiten, aber dafür bin ich ja jetzt nicht hier.
Wichtig ist, ich habe gelernt mit meiner Angst umzugehen, sie meldet sich gern wieder, wenn ich zB Stress habe, dann sage ich: Ach du schon wieder, lang nicht mehr gesehen. Dann wache ich mal eins zwei Nächte mit Luftnot auf, kann aber im Gegensatz zu früher direkt wieder einschlafen, weil ich nicht mehr gleich an eine Lungenkrankheit denke. Sobald sich der Stresspegel senkt, verschwindet die Angst auch wieder. Dann sage ich: Bis zum nächsten mal. Also sie war da, hat aber mein Leben nicht mehr bestimmt, weil ich trotzdem wieder einschlafen konnte. So ungefähr sieht das dann heute aus. Manchmal bin ich auch heutzutage unter Menschen und wenn ich mal nicht so belastbar bin, meldet sich auch die Angst vor der Angst wieder, es könnte ja sein, dass gerade jetzt meine Angst wieder durch kommt und ich den Menschen dadurch unangenehm zur Last falle. Schon meldet sich Magengrummeln, kalte Schweißhände. Das lasse ich dann 5 Minuten zu, heiße meine Angst willkommen und dann gehe ich einfach ganz normal in ein Gespräch und die Angst verliert an Schubkraft und verschwindet. Wieder war die Angst da, aber ich habe trotzdem mein Leben weiter gelebt und habe selbst bestimmt. Im Zusammenhang mit zwischenmenschlichen Kontakten war dafür natürlich das Kennenlernen, Akzeptieren und Lieben meiner Selbst ausschlaggebend, denn unangenehm aufzufallen war eine meiner Horrorszenarien, bis ich begreifen musste, dass niemand unfehlbar ist und trotzdem so perfekt ist, wie er ist.
Alles sehr ineinander verzweigt, voneinander lebend und abhängig, miteinander agierend und im Zusammenhang auftretend. Daher benötigt es eben schon seine Zeit und ein gewisses Maß an eigenem Willen um sich mit so einer Thematik zu befassen und für sich selbst die beste Lösung zu finden. Und für mich daher auch völlig offensichtlich, warum es nicht DIE EINE Therapieform gibt. Jeder Mensch tickt anders.
Ähnlich sehe ich das mit der Prokra und vllt halte ich an dieser Herangehensweise fest, weil es für mich schon einmal so funktioniert hat und bis heute tut. Also mir missfällt der Gedanke die Prokra zu akzeptieren gar nicht, jetzt muss ich nur noch lernen trotzdem damit zurecht zu kommen, lebensfähig zu sein. Das benötigt wieder Zeit für Selbstreflektion und ausprobieren oder selbstausdenken verschiedener Methoden, bis ich eine für mich funktionierende gefunden habe (wie gesagt, sich in Foren mit Betroffenen auszutauschen ist schon mal eine Methode, die sich für mich bewährt hat und die auch hier jetzt schon Früchte trägt

Wichtig finde ich, dass man etwas tut. Nicht stehen bleiben, manche begreifen gar nicht, wieviel sie aus solchen Situationen für ihr Leben mitnehmen können, das finde ich schade. Man lernt doch sein ganzes Leben durch gute und schlechte Erfahrungen, durch Erfolg und Verlust, bis zu seinem Tod. Diese Tatsache zu akzeptieren, ja manches davon vllt sogar als Geschenk zu betrachten (danke dass ich das lernen durfte, wobei hier jetzt mal traumatisierende Erfahrungen wie Tod eines geliebten oder eben Missbrauch außen vor gelassen sind, dafür ist man nie dankbar und das berechtigterweise, auch wenn man vllt trotzdem was draus gelernt hat oder an Stärke dazu gewonnen hat, dann kann man vllt sagen: danke,dass ich das beste draus machen konnte), das können so viele Menschen nicht und das finde ich traurig. Das ist eine Grundeinstellung, die einem zu einem ganz anderen Lebensgefühl verhilft. Klar geht es einem trotzdem schlecht manchmal, aber man lernt wieder aufzustehen und weiter zu machen. Den Punkt habe ich auch noch nicht ganz, aber ich halte an diesem Gedanken fest, weil er mir Mut macht. Vielleicht ist es einfach naiv das so zu betrachten, aber für mich funktioniert es.
Bitte gerne weiterhin so regen Austausch, ich finde das inspirierend

LG und vielen Dank